Unterwegs im Magicbus

Monat: August 2024 (Seite 2 von 3)

Mit neuem Auge auf die Lofoten

Der Magicbus hat ein Auge verloren. Bevor es für uns weitergehen kann, ohne, dass diverse Norweger*innen uns ständig anlichthupen, muss Chouchou erstmal vergrabenes „Chirurgie für Anfänger“-SemesterEins-Wissen reaktivieren. Der Tag startet also mit einer Operation am offenen Auge. Schweißgebadet und erfolgreich. Mit neu strahlendem Magicbusblick können wir starten: in Richtung der Lofoten.

Über der ersten großen Brücke schimmert ein Regenbogen. Das liest sich sehr gut und besagt: es schüttet wie aus Eimern. Fünfzig Schatten von Grau über wenig sichtbaren Fjorden, die zweifelsohne schön sind – und vergleichbar mit allen anderen. Heute reißen sie uns nicht vom Hocker.

Vielleicht aber sind wir mittlerweile auch einfach „voll“ mit Eindrücken!?
Es mag vermessen klingen –vielleicht ist es das auch?!—vielleicht aber gewöhnt sich der Mensch irgendwann an alles. Auch an die Schönheit.
Wir passieren die „Ausdertraum“-Brücke. Aus der Traum. So heißt sie wirklich.
Oder ist es schlicht und ergreifend das? Sind die Lofoten möglicherweise einfach eines: eine vollkommen überbewertete Reisedestination?

Ich fasse mich kurz. Die Antwort lautet: Nein.
Denn wie so oft liegt der Knick in der Optik im Auge des Betrachters.
Wir sind es, die lediglich zu trottelig sind, um uns vernünftig zu lokalisieren. Hinter dem Mopedfahrer, der auf der schrägsten Schräge und mitten auf der Straße hält, um sich wetterfest zu machen taucht ein Schild auf: Lofoten: noch 49km.

Manchmal ist es simpel. Wir haben ein unberechtigtes Urteil gefällt. Zu früh. Wir sind noch lange nicht da. Also Klappe halten, Joana.

Nachdem wir die „echten“ Lofoten eine Stunde später geentert haben, kann man es erneut kurz machen: Die Lofoten sind ein Traum.
Wir rollen an rauen Bergketten entlang, zwischen denen mystische Nebel stehen. Wasser von allen Seiten: es fließt aus dem Berg, es schäumt an die Fjordufer, es regnet auf die Straßen. Bunte Örtchen fliegen vorbei, ein Piratenschiff dümpelt in einem kleinen Hafen.

Hinter den drei Schafen müssen wir links: nach Rystad. Unserer Heimat für zwei Nächte – die letzte am Polarmeer.

Das Camp liegt zwischen Bergriesen. Wir parken neben dem roten Häuschen mit Grasdach ein – und Fjordblick zu drei Seiten.

Morgen soll der einzige, trockene Tag für die nächste Woche sein.
Hier, in der Mitte der Lofoten. Die alles sein können, außer eines: überbewertet.

Drei Tage Fotolovestory…

Am 17. ist es endlich so weit! Der Spuki fliegt mit der Edelweiss ins Tor der Arktis, um uns drei zauberhafte, gemeinsame Tage rund um Tromsö zu bescheren. Ein „Best of Norway“, organisiert von Chouchoutours. Und da sich diese tolle Zeit textlich gar nicht angemessen greifen lässt, wollte man nicht einen Roman schreiben, gibt es heute lediglich eine 72-stündige Fotolovestory. Drei Zaubertage….dokumentiert auch dank freundlichem Copyright, erteilt von dem „one and only“ MukiSpuki höchstperönlich.
Samstag, 17. August:

Unsere Anreise nach Tromsö: vorbei am schlafenden Bergriesen.

Die Globetrottels in freudiger Erwartung hinter der Airportscheibe. Hinter der Kamera: Spuki.

Endlich vereint.

Nach Speedeinkaufen eilen wir zur Fähre nach Senja — und sind die letzten, die nicht mehr mitkommen. Nächstes Boot in vier Stunden…

Warten… die besten vier Stunden Warten meines Lebens.

Wir besetzen die Picknickbank und geben vier Stunden die Infozentrale für alle anderen, reisenden Kamaraden. Glückspilze in Poolposition vor der Fähre.

Der Magicbus wirft vor Langeweile den Fensterheber von sich.

Die 17 Uhr Fähre. Unsere!

Endlich auf dem Polarmeer!

Endlich angekommen im großen Luxus: unsere Hütte für zwei Tage.

….mit Ausblick nachmittags!

…mit Ausblick abends.

Hochengagiert bei der Nordlichtjagd kurz vor Mitternacht. Leider ohne Nordlicht.
Sonntag, 18. August:

Flotte Anfahrt ins Mefjord. Für eine kleine Wanderung.

Drei Hutzel vor ganz viel Berg.

Knuten: check.

Zwei Hutzel laufen den Berg hoch.

Drei Hutzel laufen den Berg hoch.

Drei Hutzel vor ganz viel Polarmeer.

Weiter geht´s durch Trottelgestrüpp mit sehr vielen Pilzen und Beeren.

…bis zum Urwaldsee.

Zwei Feen auf dem Rückweg.
Am Abend gibt es Zweifrauholzsauna mit Blick aufs Fjord: gänzlich undokumentiert. Festzuhalten aber bleibt eine Heldinnenleistung: das tropische Pflänzchen Spuki badet im 11,2 Grad kalten Fjord. Hier ist ein Kreuzchen im Kalender angesagt.
Montag, 19. August:
Rückfahrt nach Tromsö. Wieder haben wir an der Fähre Poolposition. Der Himmel weint, weil wir zurück in die Stadt schippern … und hört heute auch nicht mehr auf. In Tromsö beziehen wir das Superappartment mitten inne City. Große Freude, dass es obendrein auch eine Waschmaschine hat — sowie Küche mit Fußbodenheizung als Trockner.

Bevor es in die City geht, stärken wir uns mit Waffeln.


…isst man in Norwegen mit Braunkäse.

Wer Waffeln mit Käse isst, den stört auch der eiskalte Regen nicht mehr. Farblich gedeckter Stadtrundgang.

In den Ölhallen ein abschließendes Nordlichtbierchen…

…und dann ab ins Bett um halb zwei. In Tromsös schönstem Appartment vonne ganze Welt.

Dienstag, 21. August:
Und wie alles Schöne viel zu schnell zischt, sind auch diese 72 Stunden viel zu schnell vorbei. Ein trauriges Abschlussbild am Flughafen:

Und während Spuki wohlbehalten in Zürich ankommt, sind auch wir wieder unterwegs. Ab heute auch gen Süden. Nur ein wenig langsamer.

Vom Eisbaden, einem Geist in Strickjacke und Sea Shepherd

Ein flotter Fjordtag zieht so schnell vorüber, wie der Sturm von den Bergen weht.
Diesmal ist´s unser Tisch, der fliegen lernt, während die Bergerplane und das Dachzelt gerade noch militärisch zackig evakuiert werden können. Hier sind ja schließlich keine Anfänger am Werk.

Der Hit des Tages: Hallgeirs Saunageschenk.
Dreimal schwitze ich ganz alleine in der dunklen Höhle mit Blick aufs Wasser. Dreimal tauche ich ins eiskalte Fjord. Dreimal Körperexplosion. Mit Hallgeirs Geschichten im Ohr.

Hallgeir sagt, dass dieser Ort ein Magischer sei:
Natürlich ist das Licht zwischen den Bergen der Allmächtige. Was für eine Frage!?
Und natürlich besitzt jeder Zweite hier heilerische Kräfte, die vor dem Tod weitergegeben werden können. Wenn´s denn nicht verdaddelt wird.
Nein – das hat nichts mit samischem Schamanismus zu tun. Was für eine Frage!?
Das sei lediglich die Aura der Natur.
Hallgeir erzählt, dass oben am Fjord – dort, in der weißen Hütte– bis zu seinem Tod der kahlköpfische Fischer Pedersen lebte. Er starb vor mehr als zehn Jahren. Noch immer aber könne man den Geist des Alten im maroden Klapperhäuschen herumwandeln sehen. Bei Zeiten und im Zwielicht. Pederson trägt noch immer die weiße Strickjacke.

Nach Sauna, Fjordbad und einer Dokumentation über missionierende Mormonen in Finnland will ich ihn besuchen. Stiefel die Anhöhe hinauf, schleiche ums Haus, klopfe. Der alte Pederson aber ist leider nicht da.

In seinem Vorgarten wachsen wilde Himbeeren. Die nehme ich mit. Zur Geisterentschädigung – während ein Glatzkopf in Strickjacke leise das Fenster zum Hof schließt.

Heute bleibt noch auf die Schweinswale zu warten. Auch das weiß ich von Hallgeir: im Storfjord schwimmen keine Delfine, sondern die zweitkleinsten Wale der Welt.
Mögen sie nicht als Beifang unseres Nachbarn enden, der engagiert wieder und wieder die Angel auf dem Steg auswirft – während seine Freundin stolz ihr »Sea shepherd-TShirt« zur Schau trägt.

Free Paul Watson!

Wer sonst? am Storfjord

Kilpisjärvi macht uns den Abschied ein wenig leichter, indem es die Sonne heute ausgeknipst. Gefühlsverstärkend, was für ein unglaubliches Glück wir hatten: den Saana bei Sonnenschein zu besteigen, den Saana bei Sonnenschein zu umrunden.
Letzte Babyrens galoppieren vorbei auf dem Weg zu den Katakombenwaschräumen – ein angemesseneres Finnland-Farewell kann man sich nicht ausdenken.

Im Örtchen erledigen wir das letzte Finnshopping inklusive Brotkäse und Guurkiisalat, bevor es für uns mal wieder über eine Grenze geht. Die Moltebeeren, nach denen ich fieberhaft suche, finden wir leider wieder nicht, Zimtschnecken zum Trost aber haben sie alle.

Bis zum nächsten „Heimat für eine Nacht-Ort“ sind es heute nur 70 Kilometer an wagemutigen Rens vorbei.

In siebzig Kilometern in eine vollkommen andere Welt.

Wir rollen die Berge im Niesel hinab – zurück auf Normalnull, was alles andere als normal aussieht, wenn es sich um einen norwegischen Fjord handelt.

In Slettnes gehört das Fjordcamp Hallgeir, dem Schlitzohr. Mit Mickymäusen auf den Ohren pest er im Traktor an, ein Grinsen auf dem Gesicht und den Schalk im Nacken. Dass er die Übernachtungspreise an Sympathien festmacht, schnallen wir erst sehr viel später – als andere Menschlein auf dem Platz eintrudeln. Vorerst aber sind wir hier die ersten Tagesvagabunden neben zahlreichen Dauercampern.

Unser Plätzchen für die Nacht finden wir direkt am Wasser des Storfjords: so blau, als hätte jemand Tinte ausgegossen, so klar, als käme es aus der Leitung, so glatt wie ein Spiegel.

Unser Camp steht innerhalb von fünf Minuten, den Niesel sitzen wir für eine Stunde unter der Bergerplane am Magicbus aus.

Danach ist´s trocken und Hallgeir kommt kassieren –diesmal mit Mickymäusen und Quad –und macht uns einen Freundschaftspreis. Inklusive kostenlose Sauna. Unsere Nachbarn, die später kommen, berappen zehn Euro mehr in ihrem neuwertigen Bulli.

Das Wunder des Fjords lässt nicht lange auf sich warten.
Zuerst begegnet uns eine pinkorange Qualle, die wie ein gigantischer Stern durchs Wasser gleitet – einen roten Quallenwald hinter sich her ziehend.

Beim Kochen kommen die Delfine.

„Irgendwas platscht da,“ sagt Chouchou. Dann: Rückenflossen, die kurz auf- und ganz schnell wieder abtauchen.
Zweimal wir wild gesprungen – zu schnell für die Kamera, genau langsam genug für die Seele. Das Nudelwasser muss warten. Weil es Wunder zu bestaunen gibt. Und ein Freudentränchen zu vergießen.

Als wäre all das nicht genug, kommt irgendwann dann noch der himmlische Sonderbeauftragte für Norwegen höchstpersönlich ums Eck. Getarnt als Sonnenstrahl, der durch die Berge aufs Wasser scheint.

„Gott, bist Du das?“
Ich bin mir einigermaßen sicher, ein „Hvem andre?“ gehört zu haben.
Wer sonst? Sorry, ich wollt ja nur mal fragen…

Herzweitmachtag

Ein Herzweitmachtag auf dem letzten Zipfel Finnlands. Ganz weit weg von allem – mittendrin.
Ein rauer Wind pfeift über den Kilpisjärvi, schäumende Wellen, die den Steg, auf dem wir finnischen Stegsurfen lernen, auf und ab wiegen.

Mittendrin – ganz weit weg von allem – unter einem Polarsonnenschein, in dem es keine Zeitrechnungen mehr gibt. Ein Wind, der alles mitnimmt.

Die Polarpiepmätze haben wir mittlerweile in den Magicbus gelockt. In unserem Vorgarten herrscht Hochbetrieb und ewiges Zirpsen – ein Stück Paradies.

Obwohl ein harter Winter vor ihnen liegt, werden die Krumen geschwisterlich geteilt, die Mutigen fressen uns aus der Hand und wir – wir sind nicht geizig.

Im lustigen Lädchen des finnischen Feriendorfs kaufe ich mir ein Andenken an diesen unglaublichen Ort, der uns so reich beschenkt: Ohrringe in polarblau, mit finnischen Blümchen drin. Ich gelobe fest, sie mit der mir größstmöglichsten Würde zu tragen.

Musik hören, die das Herz weit macht und überlaufen lässt. Noch ein paar Maschen, den Kopf mit Buchstaben füttern und natürlich in die Sauna: mit Finninnen über Finnland und den Rest der Welt quatschen.
Rein äußerlich passiert heute nicht viel. Aber drinnen, da bewegt sich eine kleine Welt.
Im Schatten des Saana…

„Und jeder unterhalb der Oberfläche kannte mich“: eine heilige Bergumrundung

Der Morgen beginnt mit Poesie. Auf dem Weg zu den Katakombenwaschräumen hat ein Wandersmann den Türsteher von gestern abgelöst. In gebrochenem Englisch teilt er seine gestrige Trekkingerfahrung zum einsamen See mit zwei älteren Damen. Sie klingt so:
„This lake was so dark. When I dropped in, I had the feeling, that everyone under the surface knew about me. That was beautiful.”
Und jeder unterhalb der Oberfläche kannte mich. Das war wunderschön.
Was für ein Satz!

Beim Frühstück ist der Polarpiepmatz wieder da. Er hat seine Freundin mitgebracht, wir frühstücken also zu viert.
Danach sind wir bestens gestärkt für die Umrundung des heiligen Bergs Saana. Nachdem wir gestern oben drauf waren, geht’s heute einmal drum herum. Im Uhrzeigersinn – wie beim Mount Kailash in Tibet.
Das einzige Boot des Sees landet in großen Wellen an, wir stiefeln los. Hinein ins große Nichts.

Nach den ersten zwei Kilometern ist es dann soweit. Inmitten endloser Weite lege ich ein Schweigegelübde ab. Bis zum Ende der Wanderung – mit einer einzigen Entlastungausbrabbelpause beim See Saanajärvi, der die Halbzeit der Wanderung einläutet.

Eine neue Erfahrung: sich selbst nicht immer quatschen hören, die Stille einfach mal ertragen, den Gedankenblubber, der ansonsten sofort nach außen drängt, einfach mal unausgesprochen vorbeiziehen lassen. Wie die Wolken. Unfassbar, wie erleichternd das sein kann.
Wie entspannend. Für alle.

Saanajärvi. Heiliger See im Schatten des heiligen Bergs.
Hier gibt’s die angekündigte Brabbelinkontinenz und eine Cola, bevor wieder Stille herrscht.

Weiter schweigend am See entlang. Mit einer tiefen Ruhe, die keine der Pilgeretappen des Jakobswegs je für uns auf Lager hatte. Eine Entspannung, die ich kurzzeitig mit Müdigkeit verwechsele – so ungewohnt ist sie.

Nach dem See folgt ein kleiner Pass mit Ausblick auf der Spitze. Und was für einem!
Die Erhabenheit dieses Bellevues schlägt einem mit ungeahnter Wucht in die entspannte Visage. Eine Aussicht, die aus purer Schönheit zu Tränen rühren kann.

Im Schatten des Saanas steigen wir nicht nur schweigend, sondern auch sprachlos bergab.

Das anschließende Urwäldchen riecht ätherisch, es passt so ganz und gar nicht, dass man hier vor allem eins hört: die einzige Straße weit und breit. Ein Wäldchen, durch das man nicht allzu entspannt dackeln sollte, da ansonsten die Wurzeln nach einem greifen.

Wir stapfen durch ein Feuchtgebiet – theoretisch die perfekte Brutstätte für die weltbekannten finnischen Moskitos. Praktisch hat uns in ganz Finnland noch nicht eine Mücke gezwackt. Auch das bleibt ein unerklärliches Mysteriosum.

Mitten im tiefen Dickicht finden wir Zeichen von Zivilisation. Ein ganz Lustiger hat ein Schild in den Boden gerammt, auf dem steht, dass es zum Betreten des Urwäldchens eines Passierscheins bedarf. In vier Sprachen. Gut zu wissen, dass wir illegal im Nichts unterwegs sind.

Sollte uns also jemand ansprechen (von all denjenigen, die nicht hier sind): Sorry. Wir haben Schweigegelübde.

Nach insgesamt zehn Kilometern spuckt der Wald uns unbefugte Eindringlinge wieder aus. Nach einer der mit Abstand schönsten Wanderungen, die wir jemals unter die Füße bekamen. Nach der ersten, die wir schweigend verbrachten.

Am Abend gibt es Kinderessen für uns: Spaghetti mit Tomatensauce und frisches Brot für die Polarpiepmätze, die mittlerweile zu dritt sind. Die Kunde hat Runde gemacht. Das ist gut so.

Während Chouchou im Magicbus arbeitet, muss ich –kurz vor Damensauna—noch einmal flott an den See. Um herausfinden, wo genau man hier eigentlich schwimmen könnte.

Mit Plastikbirkies schmatze ich mich durch feuchten Morast, bis ich auf dem Gelände der „University of Helsinki, Abteilung: Bio“ fündig werde. Dass ich damit heute bereits das zweite Mal unbefugt irgendwo eindringe, weiß ich allerdings noch nicht. Sondern erst, als Mikko mich anspricht.
Der bärtige, runde Finne, der augenscheinlich schon gemütlich einen in der Krone hat, weißt mich äußerst charmant darauf hin, dass wir uns hier auf Forschungsgelände befinden.
Schwimmen für mich?! Na ja, das wäre eher eine Grauzone. Eigentlich eher nicht, eigentlich aber auch möglich, wenn ich nirgendwo anders einen Einstieg in den See fünde.
Nach kurzem Abwägen einigt Mikko sich mit sich selbst darauf, dass ich morgen wieder kommen kann. Er hat dann nichts gesehen.
Unsere kleine Verhandlung endet mit einem Dialog, der finnischer nicht sein könnte:
„So. Ich muss jetzt los. Sauna!“
„Jojo. Da war ich gerade schon.“
„Schön. Bis morgen dann.“
„Jojo, bis morgen.“
Wir sehen uns in der Grauzone.

In der Stille des Laufens kam mir heute ein loser Gedanke:
Vielleicht hängt die Qualität unseres Lebens manchmal auch ein Stückchen davon ab, was wir der Welt aktiv von uns aus anbieten. Weil das die Resonanz beeinflusst.
Das muss ja nicht immer viel sein: ein Lächeln, ein poetisches Wort, vielleicht tut´s manchmal auch einfach ein Schweigen im richtigen Moment.
Je mehr wir von uns geben und zeigen, desto eher werden wir alle miteinander bekannt – gekannt.
Ein erster Schritt zu:
Und jeder unterhalb der Oberfläche kannte mich. Das war wunderschön.
Ich finde, das ist ein netter Gedanke. Manchmal einfach ein bisschen –nur ein kleines bisschen– jenseits der Nehmermentalitäten…

Am Türsteher vorbei auf den heiligen Berg Saana

Am Morgen gibt’s Frühstück mit Aussicht: Ei mit veganem Tubenkaviar und Nutella für uns, unauffällig verteilte Brotkrumen für die Vögelchen. Denn der nette Piepmatz, der Dauergast vorm Magicbus ist, soll ja auch nicht leben wie ein Hund. Zumindest nicht, so lange die Globetrottels hier sind.

Vor dem Waschraum unseres finnischen Ferienparks liegt heute Morgen ein Türsteher. Beim Zähneputzen wird´s spannend, ob er uns reinlassen wird: in die welken 60er Jahre Katakomben, in denen sich Duschen, WCS und Sauna verstecken und die schwer an die verwaiste, alte MedPoliKlinik im Herzen Bonns erinnern.

Zum Frischmachen heißt´s abtauchen in die verlassene Anstalt: zweites Untergeschoss, abwaschbare Fliesen, (gefühlt) neben der Prosektur finden sich die Waschbecken.

Der Türsteher aber hat nur beste Absichten. Entspannt kauend winkt er uns durch. Wir können also mit einem strahlenden Lächeln in den Tag starten: durchgewunken von einem Rentier mit Flauschgeweih mitten im Gesichtsfeld und perfekten Hufen.

Am Magicbus zurren wir uns die Wanderrucksäcke auf. Bereit für einen Pilgerweg.
Bis auf den Gipfel des heiligen Bergs Saana, direkt in unserem Nacken, sind es one-way vier Kilometer und fünfhundert Höhenmeter. Los geht’s.

Schnell lassen wir den finnischen Ferienpark mit seiner Zusammenwürflung aus selbst zusammengezimmerten Winterhäuschen, die eine rustikale, pro-gemütliche Gleichgültigkeit ausstrahlen, hinter uns.

Über Stege und Stein geht es erst leicht bergan durch ein Restewäldchen. Es ist logisch, dass es lange so nicht bleiben kann, die Härte des Aufstiegs aber überrascht uns trotzdem, als wir für den Gipfelsturm rechts ab müssen.

Ab nun geht’s gnadenlos bergauf.
Meist auf einem netten, griffigen Großfels, der Freude macht und Grip hat. Einmal über 214 Treppenstufen. Auch Schotter und Geröll folgen –aber nur kurz– und dann kommt die erste Aussicht über den See Kilpisjärvi.

Wir pusten uns weiter bergauf. Den spiegelglatten See zur Rechten, end- und baumlose Weite zur Linken. Die Wolken zaubern wilde Schattenbilder auf das große Nichts, das sich langsam aber sicher auch beim Wandernden ausbreitet. Gegen die Anstrengung beginne ich innerlich zu singen: das Lied der Ojibwe, des indigenen Volkes, das am Lake Superior lebt.
Es hilft. Natürlich.

Nach eineinhalb Stunden sind wir oben. Puderrot und glücklich auf dem Gipfel des heiligen Saana, 1029 Meter über null, mit Blick auf Finnland, Schweden und Norwegen gleichzeitig.

Eine samische Truppe ist vor uns da. Sie zelebrieren als erste ihren Gipfelsturm: mit schamanistischen Trommeln und Drohne, die das Spektakel filmt. Samen der Neuzeit.
Geduldig starren wir auf Aussicht, Geschehen und den Steinkreis kurz vor Gipfel…

… bis wir dran sind.

Kurz vor Abstieg verewigen wir uns noch schnell im Gipfelbuch, bevor es auf stabilen Sohlen flott bergab geht. Aus Norwegen zieht Regen auf, wir sehen ihn über die Berge anschleichen.

Die ersten Tropfen fallen, als wir die Füße auf den Campingplatz setzen.

Zur Belohnung des Tages –und weil das finnische Feriendorf so lustig ist– wollen wir das allererste Mal auf dieser Reise essen gehen.
Unten an der Rezeption hat´s ein Café, das neben sehr viel Rentierfleisch auch ein vegetarisches Gericht auf der Karte hat: „Eggplant-Burger“. Der ist unserer!

Der fleischlose Finnburger ist ein Erlebnis: Aubergine auf nordfinnischem Brotkäse. Das also ist „Leipäjuusto“: das undefinierbare Etwas, das wir vor zwei Wochen vollkommen unwissend in den Einkaufskorb gepackt haben. Nordfinnischer Brotkäse, der –so lese ich später—auch gerne mit Kaffee übergossen oder kalt mit Moltebeeren gegessen wird. Gehört auf jeden Fall in den finnischen Einkaufswagen: ein ungewöhnlicher Genuss.

Um sechs geht´s wieder in die Sauna. Zweckmäßig, geschlechtergetrennt, mit Finninnen, die niemals bange vor zu wenig Aufgüssen oder einem Schnack sind.
Dreimal schwitzen, dreimal kalt duschen, Wärmflasche machen und ab in den Magicbus zum Tagebuch tippen.

Es ist ein Faszinosum, dass in diesem lustigen Park keinerlei Touristen von außer Landes sind. Wir sehen weder Schweden, noch Norweger und schon gar keine Deutschen.
Hier sind lediglich Finninnen und Finnen und FinnenInnenkinder, die wandern, schwitzen, schnaufen, essen, duschen, leben, Feuerchen machen und ihre Zelte gnadenlos in der Schräge aufbauen.
Finnische Ferienparks: ein besseres Eintauchen in die finnische Lebenswelt gibt es, glaube ich, kaum. Es sei denn, man wird Rentierzüchter.
Oder Startup-Unternehmer in Helsinki. Für ungenormte Bausätze zur Zusammenzimmerung von Winterhäuschen, die eine rustikale, pro-gemütliche Gleichgültigkeit ausstrahlen.

Aus Norwegen zurück nach Suomi über Finnland und Schweden

Die Sonne brennt uns um sieben aus dem Dachzelt. Über dem See herrscht Windstille. Surreal.
Es ist, als würden wir an einem anderen Ort erwachen. Ein versöhnliches Auf Wiedersehen, bevor wir weiterziehen.

Als wir der Mama des grauäugigen Samens mit Gummistiefeln Tschüss sagen, sitzen die zwei Mädels, die mit ihren Rädern unterwegs gen Nordkapp sind, und die ich gestern in der Küche in Beschlag nahm, Müsli mümmelnd am Frühstückstisch. Fröhlich wollen wir sie Adieu winken: ungehört.
Beide sind sie zu beschäftigt mit zwei Profiradlern in knappen Höschen, deren Fahrräder teurer als der Magicbus sind und die Sturzhelme beim Frühstück tragen.
So engagiert wollte auch ich mal in den Tag starten.

Unsere Reise trägt uns heute aus Norwegen nach Finnland, nach Schweden, bevor es zurück nach Suomi geht. Natürlich ist auch das Finnland, es klingt im Sprachfluss aber besser: „zurück nach Suomi“.

Zweihundertvierzig Kilometer und drei Staatsgrenzen sind ein Traum für jedes zollparanoide Häschen.

Beim Überschreiten der ersten Grenze spüren wir: Wir haben Finnenbock! Der aber muss sich noch ein wenig geduldigen.
Zuerst muss es einmal kurz nach Schweden gehen: zum Einkaufen, da der norwegische REMO1000 sonntags zu hat. Ich aber kann keinen Meter weiter reisen, solange ich nicht neue Wolle habe!

Wir verlassen den schwedischen KnüsselTanteEmmaLaden kurz hinter der Grenze mit vier, bunten Knäulen und einem Set neue Nadeln. Jetzt kann der Finnenbock kommen.

Hundert Kilometer rollen wir am Grenzfluss Könkämäeno entlang und die Handys spielen verrückt.
Pling: „Willkommen in Schweden.“
Pling: „Willkommen in Finnland“.
Pling: „Nee, sorry. Doch Schweden.“
Pling: „Willkommen in Finnland!? Oder?!“
Auch die Zeit springt hin und her. Ob´s jetzt halb zwei oder halb drei oder doch halb zwei ist?
Verloren in einem Mini-Zeitloch für Grenzgänger.
Fakt bleibt: in Finnland ist es immer eine Stunde später als in Schweden.

Das Land wird weiter, die Bäume gelber, die Berge höher.
Wolken am Horizont, die wirken, als habe sie jemand mit dem Kuchenmesser geteilt. Riesige Sahneberge strecken sich gen Himmel. Chouchou Kachelmann meint, dass dies ein Zeichen für anrückende Gewitter sei.

In Kilpisjärvi heißt uns ein weißes Rentier am Orteingang willkommen. Deutlich erheiternder als der Sturmbock, an dem wir vorbei gerollt sind: eine ehemals deutsche Verteidigungslinie im Zweiten Weltkrieg.

Kilpisjärvi ist der Hotspot am allerletzten Nordwestzipfel Finnlands, wo das Land gemeinsam mit Schweden und Norwegen ein Dreiländereck bildet.
Oberhalb des Sees parken wir am hintersten Rande des finnentypischen Ferienspots „Kilpisjärven retkeilykeskus“ ein. Im Schatten des heiligen Bergs Saana, der direkt in unserem Nacken steil wie eine Himmelsrampe in die Höhe schießt.

Wenn man den schröddeligen Wohnwagen mit Satelittenschüssel ausblendet, darf man unbescheiden behaupten: Wir haben eine unschlagbare Traumaussicht.

Am Abend ist es Zeit, ganz selbstlos einen Teil zur Völkerverständigung beizutragen. Da Chouchou nicht will, erbarme ich mich tapfer, ganz allein und stehe Punkt sechs hufenscharrend am Eingang zur finnischen Sauna. Hallo, die Alemans sind da.
Schon sehr lange wollte ich diesen Blog nutzen, um mich mal in einem vorteilhaften Licht zu präsentieren. Das hier ist es: meine Schwertspitze des multikulturellen Konsens.
Noch Stunden später sitze ich hier –rotgebrannt wie ein Hummer—und tippe diesen Text, während die Wände des Magicbus meine Ausdünstungen reflektieren.
Alles nur aus purer Hingabe zum Integrationswillen in dieses wunderschöne Land, das wirklich und ganz in echt „Suomi“ heißt.

Strikking-Bær — eine neu entdeckte Art!

Unsere zwei Sturmtage am See in Kautokeino verwehen in einem steifen Wind, der von Tag zu Tag zunimmt.
Am ersten Abend haben wir mit 4 Beaufort gestartet (Chouchou Kachelmann hat´s mit seinem Gadget ja nachgemessen), am nächsten Tag sind wir bei 5 und klettern gnadenlos auf 6.
Gemütlich draußen sitzen geht nur in hochalpinen Windbreakern – während der Kocher auf dem Tisch einem um die Ohren fliegt – auf der zugigsten Ecke des Platzes, die wir zielgerichtet ausgewählt haben. Was tut man nicht alles, um an einem Badestrand zu stehen!? Der Magicbus – für seinen Teil– zieht tagsüber das Dachzelt ein: aus Sicherheitsgründen und wir tragen Windjacken.
Der See schäumt wild und ruft sehnsüchtig nach einer Schwimmerin: Ein Ruf, der ungehört verhallt. Wenn auch mit großer Wehmut und sieben Anläufen, den inneren Schweinehund zu überwinden – aber selbst mir ist es bei dieser Witterung zu heikel. Zur Freude meiner Nasennebenhöhlen – und Chouchous, der die Idee generell für zutiefst hirnrissig hält.

Wir wandern über die Haushügel, auf einem Wanderweg, der offensichtlich lange von keiner Menschenseele mehr betreten wurde. Die morschen Stege holt sich die Natur zurück, zweimal ist der Pfad gänzlich verschwunden, wir schlagen uns per Schweinetaktik durchs Unterholz.

Rechts und links ein Wunderland aus Pilzen, Beeren und Moos. In Nahaufnahme.

Dank Bestimmungsapp finden wir heraus: einiges am Wegesrand wäre durchaus essbar.
Wenn man denn nicht Blau- mit Rauschbeeren verwechselt. Aus ersteren macht man Muffins, mit den zweiten lernt man fliegen. Wir lassen es lieber nicht drauf ankommen…und gehen weiter.

An einem namenlosen See machen wir Rast und taufen ihn auf den Namen „Kloden-Idioti-Innsjø“ = „Globetrottelssee“ auf norwegisch.

Mehr Eroberungen sind für einen Tag nicht angemessen, wir dackeln also wieder zum Sturmcamp auf dem Schröddelplatz zurück. Beeren- und Pilzschlauer, denn je zuvor — bei bunter Mitternacht.

Der heutige Tag ist Haushaltssamstag.
Die Gedanken oft in der Heimat, die Haare gewaschen und sturmgeföhnt, die Fingerchen verkrampft um neue Stricknadeln, die stundenlang klappern in Obsession.
Brutus trägt jetzt eine Bauchbinde und Rudi pastorale Halskrause der dänischen Volkskirche.

Der erste Schal wird länger und länger – ich kann gar nicht mehr aufhören.
Als ich Stricknacken kriege, packe ich mir eine Wärmflasche auf die Schultern und weiter geht’s, die Krämpfe in den Fingern einfach wegschüttelnd: besessen von einem Hexenwerk.

Bevor es morgen weiter geht, müssen wir noch einmal zurück in den REMO1000: mehr Wolle holen.
Möglicherweise habe ich bei den Nahaufnahmen der ganzen Beeren und Pilze doch irgendwas abgekriegt?
Die norwegische „Strikking-Bær“ vielleicht?!
Eine noch unentdeckte Beerenart des Nordens: die berauschenden „Strickbeere“, die ganz schnell süchtig und das Leben bunter macht.

Größenwahnsinn in Wolle in Kautokeino

Nach einer ausgedehnten Dusche im größten Wellnesstempel des Samenlands rollen wir weiter gen Südwesten.
Hinein in ein bergiges Grün, das langsam seine Farben fallen lässt: ein erstes Gelb der Blätter.
Namenlose Flüsse und Seen fliegen vorbei, die so unberührt und sauber sind, dass Wehmut aufkommt, wenn man sie vergleicht mit all den verdreckten Gewässern des restlichen Erdballs.

Wenn diese Reise eines tut, dann ist es ein Gefühl für die ernste Verpflichtung, diese Welt mehr schützen zu müssen.
Mama Erde, wir haben nur diese eine und ihre Zerstörung schreitet in viel zu großen Schritten viel zu schnell voran.

Nach hundert Kilometern treffen wir auf die Hauptstraße aller Hauptstraßen des hohen Norden:
die E 45, die rechts gen Nordkapp rollt. Wir biegen links ab.
In Indien ist uns einst vorgeworfen worden, dass es hochmütig von uns sei, dass Taj Mahal links liegen zu lassen. Anscheinend haben wir die gleiche Arroganz noch immer: auch das Nordkapp lassen wir gnadenlos weg.
Damit ist auch die häufigste Frage geklärt, wenn es um unsere Reiseroute geht:
„Und? Schon am Nordkapp gewesen?“ Nö.
„Ihr fahrt aber noch, oder?!“ Nö.
„Lasst ihr das echt links liegen?“ Nö. In unserem Falle, liegt es ja rechts.

Die nächsten vierzig Kilometer des Tages –und die letzten—haben ein Kreuzchen im Kalender verdient, denn der Magicbus überholt ein anderes Autol!
Mit stolz geschwellter Brust schaffen wir es am Mittag bis nach Kautokeino.

Da wir am See, sieben Kilometer weiter, ein paar Tage bleiben wollen, nutzen wir in diesem kleinen Samendorf die Chance, unsere Vorräte endlich mal wieder ordentlich aufstocken.
Im Remo1000 kaufen wir erst das Nötigste – und noch viel mehr.
Der Gewinner des Impulskaufs ist eine riesige Bunte Tüte.

Vor vierzig Jahren gabs beim Meiering TanteEmma-Laden in Bocholt-Stenern für 50 Pfennig Taschengeld zehn Gummitiere (und eins kostenlos in die Schnute, wenn Frau Meiering nicht guckte). Heute ist es umgedreht.
Beim Remo1000 in Kautokeino gibt es fünfzig Gummitiere für 10 mal 10 Kronen. Dafür aber keins kostenlos in den Mund.

Der Zweitplatzierte des Spontankaufs ist ein Buch mit sieben Siegeln.
Ich bitte höflichst von Rückfragen abzusehen: ich weiß es selbst nicht, was mich reitet, als ich impulsiv Wolle und Stricknadeln in den Einkaufskorb werfe.
Stricken habe ich nie gelernt. Aber plötzlich will ich es.

Als wir am See antuckern, ist keine Menschenseele vor Ort. Der Platz hat bessere Tage gesehen, im Allgemeinen würde man von „eher abgerockt“ sprechen.
Die „Resepsion“ ist nur mit geübter Kombinationsgabe zu finden, dort tapert gerade ein grauäugiger Same in Gummistiefeln umher: der Platzwart.

Hinstellen können wir uns wo immer wir wollen.
Das ist damit: am Seeufer neben dem Sandstrand und Popo in den Wind, der ordentlich aus Süden kommend über den Teich bläst. Nach Chouchous Messung mit 4 Beaufort: eine „mäßige Brise“, die sich ungleich steifer anfühlt.

Camp aufbauen mit Sturmfrisur, das Dachzelt schlägt Alarm im Wind. Nach dreißig Minuten lernen unsere Stühle fliegen und wir entscheiden uns, dass heute Abend drinnen gekocht wird. Ein großer Luxus, der auf fast allen Plätzen in Skandinavien möglich ist: denn beinahe überall hat´s Indoorküchen zur freien Benutzung.

Als das Quinoa köchelt (Chouchou hat bis zum letzten Löffel keine Ahnung, was er da zu essen bekommt), überlege ich mir die ersten Strickschritte. Mit Youtube-Tutorials kann man ja angeblich auch OPs am offenen Herzen lernen, dann kann´s mit dem Stricken ja nicht so schwer sein.
Oh, wie weit gefehlt!

Nach dem Essen will ich die erste Maschen probieren: heidenlos erfolglos.
Siebenmal muss ich das Video zurückspulen, um überhaupt zu checken, wie man den Anfang hinbekommt. Siebenmal verheddere ich mich gnadenlos. Wie bloß kann das denn so schwer sein?

Nach dem sechszehnten, erfolglosen Versuch werfe ich die Nadeln frustriert von mir. Beleidigt wie eine Vierjährige, deren zehn Gummitiere von Meiering alle vom eigenen Bruder angeleckt wurden und damit ungenießbar sind.
Stricken –unfassbar!–ist ein Hexenwerk.
Es braucht viele, lange Atemzüge, damit ich wieder so alt werde wie ich bin.
Also: nochmal probieren!
Hexenwerk, das sollte ich doch lernen können.
Gefühlt brauche ich für die ersten zwanzig Maschen zwei Stunden. Aber immerhin: sie sehen einigermaßen gleichmäßig aus. Also:Dranbleiben!
Dann wird´s vielleicht auch irgendwann etwas mit dem eigenen Norwegerpulli, den man auch bezahlen kann…

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