Der Magicbus hat ein Auge verloren. Bevor es für uns weitergehen kann, ohne, dass diverse Norweger*innen uns ständig anlichthupen, muss Chouchou erstmal vergrabenes „Chirurgie für Anfänger“-SemesterEins-Wissen reaktivieren. Der Tag startet also mit einer Operation am offenen Auge. Schweißgebadet und erfolgreich. Mit neu strahlendem Magicbusblick können wir starten: in Richtung der Lofoten.
Über der ersten großen Brücke schimmert ein Regenbogen. Das liest sich sehr gut und besagt: es schüttet wie aus Eimern. Fünfzig Schatten von Grau über wenig sichtbaren Fjorden, die zweifelsohne schön sind – und vergleichbar mit allen anderen. Heute reißen sie uns nicht vom Hocker.

Vielleicht aber sind wir mittlerweile auch einfach „voll“ mit Eindrücken!?
Es mag vermessen klingen –vielleicht ist es das auch?!—vielleicht aber gewöhnt sich der Mensch irgendwann an alles. Auch an die Schönheit.
Wir passieren die „Ausdertraum“-Brücke. Aus der Traum. So heißt sie wirklich.
Oder ist es schlicht und ergreifend das? Sind die Lofoten möglicherweise einfach eines: eine vollkommen überbewertete Reisedestination?
Ich fasse mich kurz. Die Antwort lautet: Nein.
Denn wie so oft liegt der Knick in der Optik im Auge des Betrachters.
Wir sind es, die lediglich zu trottelig sind, um uns vernünftig zu lokalisieren. Hinter dem Mopedfahrer, der auf der schrägsten Schräge und mitten auf der Straße hält, um sich wetterfest zu machen taucht ein Schild auf: Lofoten: noch 49km.

Manchmal ist es simpel. Wir haben ein unberechtigtes Urteil gefällt. Zu früh. Wir sind noch lange nicht da. Also Klappe halten, Joana.
Nachdem wir die „echten“ Lofoten eine Stunde später geentert haben, kann man es erneut kurz machen: Die Lofoten sind ein Traum.
Wir rollen an rauen Bergketten entlang, zwischen denen mystische Nebel stehen. Wasser von allen Seiten: es fließt aus dem Berg, es schäumt an die Fjordufer, es regnet auf die Straßen. Bunte Örtchen fliegen vorbei, ein Piratenschiff dümpelt in einem kleinen Hafen.

Hinter den drei Schafen müssen wir links: nach Rystad. Unserer Heimat für zwei Nächte – die letzte am Polarmeer.
Das Camp liegt zwischen Bergriesen. Wir parken neben dem roten Häuschen mit Grasdach ein – und Fjordblick zu drei Seiten.

Morgen soll der einzige, trockene Tag für die nächste Woche sein.
Hier, in der Mitte der Lofoten. Die alles sein können, außer eines: überbewertet.





















































































































































