Kilpisjärvi macht uns den Abschied ein wenig leichter, indem es die Sonne heute ausgeknipst. Gefühlsverstärkend, was für ein unglaubliches Glück wir hatten: den Saana bei Sonnenschein zu besteigen, den Saana bei Sonnenschein zu umrunden.
Letzte Babyrens galoppieren vorbei auf dem Weg zu den Katakombenwaschräumen – ein angemesseneres Finnland-Farewell kann man sich nicht ausdenken.
Im Örtchen erledigen wir das letzte Finnshopping inklusive Brotkäse und Guurkiisalat, bevor es für uns mal wieder über eine Grenze geht. Die Moltebeeren, nach denen ich fieberhaft suche, finden wir leider wieder nicht, Zimtschnecken zum Trost aber haben sie alle.
Bis zum nächsten „Heimat für eine Nacht-Ort“ sind es heute nur 70 Kilometer an wagemutigen Rens vorbei.

In siebzig Kilometern in eine vollkommen andere Welt.

Wir rollen die Berge im Niesel hinab – zurück auf Normalnull, was alles andere als normal aussieht, wenn es sich um einen norwegischen Fjord handelt.
In Slettnes gehört das Fjordcamp Hallgeir, dem Schlitzohr. Mit Mickymäusen auf den Ohren pest er im Traktor an, ein Grinsen auf dem Gesicht und den Schalk im Nacken. Dass er die Übernachtungspreise an Sympathien festmacht, schnallen wir erst sehr viel später – als andere Menschlein auf dem Platz eintrudeln. Vorerst aber sind wir hier die ersten Tagesvagabunden neben zahlreichen Dauercampern.
Unser Plätzchen für die Nacht finden wir direkt am Wasser des Storfjords: so blau, als hätte jemand Tinte ausgegossen, so klar, als käme es aus der Leitung, so glatt wie ein Spiegel.

Unser Camp steht innerhalb von fünf Minuten, den Niesel sitzen wir für eine Stunde unter der Bergerplane am Magicbus aus.

Danach ist´s trocken und Hallgeir kommt kassieren –diesmal mit Mickymäusen und Quad –und macht uns einen Freundschaftspreis. Inklusive kostenlose Sauna. Unsere Nachbarn, die später kommen, berappen zehn Euro mehr in ihrem neuwertigen Bulli.
Das Wunder des Fjords lässt nicht lange auf sich warten.
Zuerst begegnet uns eine pinkorange Qualle, die wie ein gigantischer Stern durchs Wasser gleitet – einen roten Quallenwald hinter sich her ziehend.
Beim Kochen kommen die Delfine.

„Irgendwas platscht da,“ sagt Chouchou. Dann: Rückenflossen, die kurz auf- und ganz schnell wieder abtauchen.
Zweimal wir wild gesprungen – zu schnell für die Kamera, genau langsam genug für die Seele. Das Nudelwasser muss warten. Weil es Wunder zu bestaunen gibt. Und ein Freudentränchen zu vergießen.
Als wäre all das nicht genug, kommt irgendwann dann noch der himmlische Sonderbeauftragte für Norwegen höchstpersönlich ums Eck. Getarnt als Sonnenstrahl, der durch die Berge aufs Wasser scheint.

„Gott, bist Du das?“
Ich bin mir einigermaßen sicher, ein „Hvem andre?“ gehört zu haben.
Wer sonst? Sorry, ich wollt ja nur mal fragen…







