Nach einem ordentlichen Frühstück verlassen wir die Masuren – indem wir sie einmal komplett kreuzen.
Knappe zweihundert Kilometer Alleen und Landstraßen.

Über teils wunderschöne, teils vergessene Dörfer, vor denen die Wegekreuze immer prachtvoller werden.

Wir haben nicht geahnt, dass Polen so schön ist. Und wie streckenweise arm. Auf den Feldern knien Frauen und holen die Reste der Kartoffelernte per Hand ein, manche Ort sind dem Zahn der Zeit seit Ewigkeiten ergeben: hier wurde lange nix mehr dran gemacht. Einfach weil keine Kohle da ist. Nur die Kirchen –backsteinlastig–wirken fast immer wie neu.

Wir durchfahren Srokowo, Parys, Korsze, Górowo. Orte, die auf unserer digitalen Landkarte noch mit den altdeutschen Namen gekennzeichnet sind. Sehr unangenehm und unnötig.

Denn das hier ist nicht mehr Ostpreussen, sondern seit knapp achtzig Jahren eine polnische Woiwodschaft.
Vielleicht sind wir auch daher auf unserem Campingplatz nicht mit all unseren Campingnachbarn warm geworden. Weil einige sich so aufführten, als reisten sie durch ein Land, das sie für sich selbst als „das hat alles mal uns gehört“ gebrandmarkt haben.

Nach zweihundert Kilometern stoßen wir auf unsere erste, echte Hauptstraße: die S22, die aus Russland nach Polen führt. Russische Grenze: 5km rechts, wir biegen links in Richtung Gdańsk ab.
Die Besiedlung wird immer dichter, ab hier sehen wir keinen Landstrich ohne Strommast oder bunte Häuser mehr.

Elchwarnschilder vor der Brückenauffahrt – ein kleiner, polnischer Scherz:

Aus welchem Dickicht auch immer ein Elch springen sollte – auf einer Brücke? Obendrein in einem so dicht besiedelten, frei geschorenen Land, wenn es –nach unserer gefühlten Erfahrung—nicht mal in Skandinavien Elche gibt.
Nee, warte. Das stimmt nicht!
Es gibt einen einzigen Elch in Skandinavien, der vom Tourismusbüro dauernd hin und her gekarrt wird, um die Touris zu erfreuen. Für uns hatten sie ihn in Norwegen an den Straßenrand gestellt, bevor er weiter nach Schweden transportiert wurde. Auf die Hauptroute in Richtung Nordkap.

Im Gegensatz zu gestern, campen wir uns heute auf einem durch und durch polnischen Campingplatz ein. Die Campmama spricht außer polnisch noch ein paar Brocken englisch – so kommen wir drei bestens zurecht. Alle Beschilderungen sind in der Landessprache und nicht auf deutsch und auch die handvoll Gäste sind nicht aus dem Ausland angereist. Schön.

Nicht, dass ich falsch verstanden werde: ich möchte kein „Alemans-bashing“ betreiben! Wir sind ja selber welche – durch und durch– und die allermeisten Deutschen, die ich kenne, sind ganz wunderbare Menschen!
Wenn man aber ins Ausland fährt, möchte man ja nicht primär eigene Landsleute kennenlernen, sondern die Menschen, die in dem Land leben, das man bereist.
Ansonsten kann man ja auch ins Allgäu fahren. Oder ins Sauerland.

Zwischen den letzten Bäumchen parken wir ein, kritisch beäugt von der Einparkerkatze.

Ein Spaziergang an die Ostsee folgt, dessen Sand so wirkt, als hätte man die Sahara aus dem Flugzeug heraus fotografiert.

Auf die Phantasie gibt es später einen Gurkensalat.

Alles drei –Ostsee, Strand und Gürkchen– schmeckt der Gurkentruppe im Magicbus ja immer…