Unterwegs im Magicbus

Pukaskwa National Park

5 Uhr im Pukaskwa Nationalpark. Noch exakt 50 MInuten bis zum Sonnenaufgang, gerade mag keineR der Globetrottels zugeben, die Idee mit dem Wecker zu Dämmerungsbeginn gehabt haben. Streit wäre jetzt eine gute Lösung, wir versuchen’s aber erstmal mit Kaffeekochen – und sind tatsächlich um halb sechs bereit zum Aufbruch zum Fels über dem See, bewaffnet mit reichlich Kameras und zwei Dose Bärenspray. Letzteres brauchen wir nicht, für erstere gibts reichlich Verwendung…

Der Lonely Panet benennt 4 schöne »Wander«-Routen rund um unser Camp, jede für sich doch eher ein Spaziergang, kombiniert könnte soetwas wie eine kleine Wanderung für uns draus werden.

Erstmal aber auf zum Ranger im Campground-Büro, gestern hatte man uns dort ja verpasst, weil schon geschlossen. Zweimal »Discovery-Jahrespass« please – gut angelegte je 72 Dollar, wir wollen noch in ganz viele Nationalparks – und einen Biberaufkleber für unsere Kiste natürlich sowie Feuerholz, das den Park auf gar gar keinen Fall verlassen darf, eventuell darin hausende Insekten dürfen nicht durchs Land gefahren werden – »Don’t move Firewood«!

Unsere geplante Wanderwegkombination stößt beim Waldwächter auf wohlwollende Zustimmung, Chéries Idee, im See zu baden eher weniger, mehr als 4 Grad Wassertemperatur habe es hier in unserem spiritual Lake wohl nie…

Erste Wanderettape »Bimose Kinoomagewnan«, ein Schild informiert:

Willkommen bei Bimose Kniimagewnan (Spaziergang der Lehren). Die Anishinaabe-Ältesten aus diesem Gebiet versorgen uns mit mächtigen Nachrichten entlang dieses Weges. […] Alle Menschen, die diesen Lehren folgen werden bessere Menschen sein. Die Ältesten sagen, das der Schöpfer diese perfekte Welt geschaffen hat. Wir, die Menschen, haben das Privileg, hier zu leben. Lasst uns diese Welt genießen.

Klingt vielversprechend, und wir bereuen es wirklich nicht, uns an der auf den ersten Metern im Dickicht lauernden Kreatur – einem sich extrem lautstark auf Medizinballgröße aufpumpenden Vogelwesen – so mutig vorbeigetraut zu haben. Die zweistündige Seeumrundung ohne jede menschliche (und auch weitere tierische) Begegnung läßt selbst Chouchou über seine indigene Seele nachdenken… und Chérie entdeckt schon bei der nächsten Infotafel ihre Tendenz zur spirituellen Wanderpredigerin,

Respekt. Minaadendamowin. Repräsentiert durch den Elch.

Respekt bedeutet viele Dinge, aber eines der heiligsten Dinge ist der Respekt vor allen Lebewesen, die der Schöpfer uns gegeben hat. Respektiere das Land, Wasser, Tiere, Pflanzen, Menschen […]

Es folgen Wahrheit, Demut, Liebe und Mut. Schildkröte, Luchs und Adler. Und noch ein paar mehr. Und vor allem ein wunderschöner Weg…

Auf den Lehrpfad der Ältesten folgen dann noch die Strand-Etappe und der Geister-Pfad, auf letzterem beschleunigt sich Chérie Schritt dann nicht mehr aus Angst vor Bären – hier drohen ganz andere und vor allem ältere Gefahren. Wir kommen trotzdem heil und wohlgemut durch den Wald, nach reichlich Gehoppel über Stock und Stein (davon hat’s hier reichlich) irgendwann auch müde genug um uns gegenseitig zu versichern, den allerletztem Umwegabstecher vielleicht nicht mehr machen zu müssen.

Mittagszeit, eigentlich wieder genug Abenteuer für den Tag erlebt. Eigentlich, aber da war ja noch Chéries Idee mit dem Baden, da können auch Ranger und Chouchous nichts dran ändern. Kurz: Sie tut es wirklich. Am absolut menschenleeren Sandstrand um die Ecke – augenscheinlich eine recht frostige Angelegenheit. Den Respekt Chouchous und sämtlicher Geister aus dem benachbarten Wäldchen hat sie auf jeden Fall.

Daß sie das Campfire später mühelos und ohne jegliches Kleinholz ans Laufen bringt verwundert nach dieser Aktion dann auch gar nicht mehr…

Und dann ist es wieder da. Das Vogelwesen von unserem Pfad-der-Ältesten, jetzt nicht mehr aufgepumpt sondern wohlwollend und schützend unser Camp umkreisend.

Magisch.

4 Kommentare

  1. das Phantom

    Huhu,

    das war eine sehr tapfere Leistung – einfach so in den arschkalten See zu springen 🙂
    Was ich nur sehr lustig finde: Hast Du immer im Tagesrucksack einen Bikini mit dabei ?

    das hutziehende Phantom

    • Joana

      Liebes Phantom!
      Natürlich habe ich immer einen Bikini dabei. Bikini und Schäufelchen!
      Dicke bretonische Umarmung von Eisplantschender zu Eisbadendem

  2. das Phnatom

    Frage: wo genau steht ihr?

    https://parks.canada.ca/pn-np/on/pukaskwa/activ/camping/avant-front

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