Westwärts. Ab heute geht’s nur noch westwärts. Runter von unserer schönen, internet-armen und seit heute morgen auch verregneten Cape-Breton-Halbinsel zurück aufs Festland. Und da erstmal zum Tim Hortons, mit der Kaffeemaschine kennen sich die Sikhs mittlerweile aus.

Von hier aus rüber zum Subways. Mit dem Bulli natürlich, die 100 Meter würde hier kein Mensch freiwillig zu Fuß gehen. Für ein vegatarisches Sandwich schon gar nicht…

Highway 104. Östlichster Abschnitt des »Trans Canadian Highway«, mit dem werden wir jetzt ein paar Tausend Kilometer zu tun haben, erstmal bis in die Rocky Mountains. Westwärts natürlich.
Der Bulli schnurrt brav durch die kanadische Landschaft – so gut ein fast 30 Jahre alter Schiffsdieselmotor halt schnurren kann, ein bisschen scheppern, quietschen, gluckern, klackern, klopfen und noch ein paar Geräusch, für die es keine Namen gibt sind wohl auch dabei, vor allem bei Vollgas im 3. Gang die sanften Steigungen rauf – was für ein Glück, daß die Kanadier so ein nettes Völkchen sind, Gedrängelt wird hier nicht mehr als unbedingt nötig.

Wie das mit der Pannenhilfe hier ist googlen wir trotzdem lieber noch mal nach, da gibt es wohl irgendeine Partnerschaft vom ADAC mit der Canadian Automobile Association… Bitte, lieber Magic-Bus, halte durch!

Nach 200 recht meditativen Kilometern Trans Canadian Highway scheint die Frage erlaubt, wie die fraglos wunderschönen, aber auch recht natur- und landschaftlastigen zigtausend Kilometer sich wohl gestalten werden – Vielleicht ist Spotify tatsächlich eine gute Idee…!?

Mittagspause irgendwo auf halber Strecke, statt europäischen Schmuddelrastplatz gibts kanadischen… nennen wir es »Aneinanderreihung sämtlicher Fastfoodketten der Menschheit in trister Vorortmelancholie«. Tanken kriegen wir noch ganz gut hin, die Sache mit dem Essengehen bei »Wendys« erweist sich als schlimmer Fehler. Positiv erwähnen ließe sich die supernette Bedienung, aber das ist ja eh klar, wir sind ja in Kanada. Mit dem National-Food Putine braucht uns allerdings keineR mehr zu kommen…

Weiter gehts auf Highway 104, raus aus Nova Scottia, rein in den nächsten Staat, New Brunswick, der mit den wenigsten Seiten im Lonely Planet… Wichtigste Attraktion ist der Tidal Hub, bis zu 12 Metern Gezeitenunterschiede hat der Atlantik hier. Und den gucken wir uns nach rund 400 Kilometer in Moncton an. Neben potentiellen Übernachtungsplätzen, die Overlander-App schlägt hier Parkplätze am Sportpark oder hinter dem Künstler-Café vor, so richtig cosy wollen die uns aber nicht vorkommen.

Also erstmal zurück zur Tidal Hub. Um 17:24 soll die Welle, mit der sich die Flut hier den Fluß hochschwuppt hier ankommen. Wir sind früh dran. Eine handvoll Schaulustiger hat sich schon eingefunden, wir sichern uns unseren Viewpoint-Platz in der ersten Reihe, und da rollt sie schon heran, 5 Minuten zu früh, Chèrie ist hochempört ob dieser Unpünklichkeit, und schon ist sie vorbeigeschwappt, die rotbraune Atlantik-Flut-Brühe… Zugegebenermaßen ein beeindruckendes Erlebnis von Naturschauspiel… dessen genaue geologischen und physikalischen Abläufe wir hier natürlich mühelos erläutern könnten, aber dafür gibt es ja auch noch Instagram und Wikipedia…

Genug von Moncton. Eine schöne Altstadt- und Kneipenecke soll’s hier noch geben, wir entscheiden und trotzdem für die Übernachtung für den Stellplatz im 20 Kilometer entfernten Hillsborough, dem sympathischen 1.348-Seelen-Dörfchen mit legalem Stellplatz für WoMo-Übernachtende – inklusive rund um die Uhr geöffneten WCs neben der Touri-Information, ein Luxus, den wir uns auf gar keinen Fall entgehen lassen!

Wir lassen uns (bzw. den Bulli) auf dem Schotterparkplatz zwischen Düsenjäger und Eisenbahnmuseum nieder, bewundern angemessen die lokale Autotuner-Poser-Szene, kurze Örtchenbesichtigung: Kirche, Friedhof, German Bakery alles da, alles schön, alles sympathisch.

Good night und Bon nuit – New Brunswick* ist bilingual.