Aus der höchsten Ortschaft des spanischen Festlands geht es für uns fußfreundlich mit dem Bus zurück: einmal retour durch die weißen Dörfer der Alpujarras, einmal im Schnelldurchlauf unsere gesamte Wanderschaft zurück.Abschiedstage in Capileira: einen letzten Hauch der südlichen Sierra Nevada im Herzen einatmend, bevor schlussendlich das azurblaue Meer nach uns ruft.

In Salobrena beziehen wir für eine Woche das höchstgelegenste Appartment der ganzen Stadt: 207 Stufen hoch, dafür mit einem grandiosen Ausblick über die ehemaligen Zuckerrohrfelder, die Bausünden der Costa del Sol fast außerhalb unserer Sichtweite. Kompensatorisch wird dafür direkt vor unserer Haustür gebaut. Die Treppe muss lautstark erneuert werden, harte Jungs schuften bei 27 Grad im Schatten, die Wände atmen tropische Feuchtigkeit aus. Und genauso riecht es.
Als eine der wenigen im azurblauen Meer baden, der Strand ist nur vorsaisonsbelegt. Chouchou holt Wassereis und hält einen Zeh ins Wasser. 90er Jahre Strandliegen und Aperol unter Palmen.

Den Vogel aber schießt schlussendlich unser nächster Halt ab: Torremolinos.
Auf der Suche nach einem flughafennahen Stopp finden wir die zahlreichsten Unterkünfte in diesem Dorf, das uns bis dato noch kein Begriff ist. Torremolinos. Erst bei Anreise lernen wir, dass wir mitten in der Bettenburg-Touri-Metropole der Costa del Sol landen: Der Strand zugepflastert mit grauen Hochhäusern, in den Kiosken wird 1€-Schröddel feilgeboten. In den 80ern gab es ein Computerspiel, dass sich „Terrormolinos“ nannte. Ziel: die Stadt so bald als möglich zu verlassen.
Terrormolinos: „wish you where here … instead of me.“

Trotz allem kommt alles natürlich gut. Weil die Globetrottels sonst nicht die Globetrottels wären. Unser Appartment ist eine unschlagbare „crème de la crème“, die Gastgeber charmant bis zum get-no. Wir kommen pünktlich zur Pride-week: Torremolinos bebt unter der Feierfreude der gay-community und wir stürzen uns mittenmang. Anfeuern beim Highheels-Wettlauf, schwule Hunde-Wettbewerb, Parade und Travestieparty am Abend. Ich verliebe mich in ein schwules Einhorn, die Welt ist gut zu uns.

Flug nach Basel, Zug nach Zürich zur best durchgeyogasten Frau von Welt: mein MukiSpuki. Ein erstes Nachhause-kommen. Weil Spuki immer zu Hause ist. Egal wo.

Weiter geht’s nach Basel zu Pia und Werner. Ein weiterer Besuch, der so überfällig war. Und genauso schön wie immer wird.

Der Zug in Richtung Bonn: eine Dauerwerbeveranstaltung für Autofahren, Fliegen, Radeln, Laufen und Paddeln. In Offenburg verweigert der Zugführer die Weiterfahrt, so lange nicht Menschen aus dem gnadenlos überfüllten Abteil wieder ausstiegen. Eine Klasse Kinder quetscht sich unter die Sitze, alle Menschen über 20 starren stoisch vor sich hin. Stillstand – so lange bis den ersten nach 45 Minuten die Puste ausgeht und der Viehtransport doch wieder ruckelnd anfährt. Der Herr hinter mir hustet Bröckchen, wer nun zur Toilette muss hat auf ewig verloren.

Bonn. Viele wichtige Menschen müssen nach drei Monaten dringend gedrückt und geknuffelt werden. Mama hat Geburtstag, wir machen Wellness für drei zusammen mit Tante Edi. Die Rosensauna gehört für diesen Tag nur uns und einem verlorenen Eishockeyspieler. Lecker Essen für sechs, Gesichtsmasken und Prosecco. Der Hase läuft, merkste wat?

Ich verbringe eine letzte Nacht in Aalten.

Bärbel hat die letzten Monate bestens auf unseren Magicbus aufgepasst. Strahlend nehmen wir ihn in Eitorf wieder entgegen. Chouchou hat meine Wellnessabwesenheit genutzt und derweil mal wieder die perfekte Organisation unseres letzten, großen Trips auf dieser langen Reise in die Hand genommen: Skandinavien, wir können kommen. Mit einem aufblasbaren, neuen Tussiboot, das jeglichen Platz wegnimmt, die Taschen fliegen erstmal im Innenraum rum, als es endlich wieder losgeht. Rudi steigt wieder mit ein und auch TF 23 hat nun monatelang geduldig gewartet, dass es endlich wieder weiter geht. Nur Sir Hilly wird von Chouchou aus dem Team gewählt. Armes, untotes Einhorn.

Im Kickstart geht’s nach Bremen: mit einem wunderschönen und spontanen Familientreffen am Abend.

In Hamburg krabbeln wir für eine Nacht bei Claire unter und erleben das Klavierkonzert eines aufstrebenden Genies.

Mit einem Herzen –vollbeladen mit Liebe—können wir uns nun ein letztes Mal loseisen: von Zuhause raus in die Welt. Mittendrin in Europas letztes, echte Wildnis.
Wir könnten nicht bereiter sein.