Unterwegs im Magicbus

Haushaltstag am See

Man müsste textlich schon ziemlich versiert sein, um aus den Ereignissen dieses Tages einen Hauch Abenteuer rauszuholen. Oder überhaupt irgendetwas lesenswertes. Denn heute war lediglich Haushaltstag – irgendwo an einem sich kräuselnden See unter der ostkanadischen Sonne, 14 Grad, immer noch gänzlich ohne Frühling in der Luft. Einfach mal nichts lesenswertes zu erleben. Das ist ganz genau richtig so. Und wichtig.

Handeln wir diesen Tag also stakkato ab. Ganz ohne Poesie oder tiefgründige Gedanken – die schweben außerhalb des Textes eh weiterhin unsortierbar herum, wollen heute aber nicht geschrieben werden. Pragmatisch zu den praktischen Dingen. Noch praktischer: geschrieben als To-do-list, die wir heute einfach stoisch abarbeiten.

1) Ausschlafen:
Bis acht Uhr. War nötig. Denn die letzte Freistehnacht bei Minustemperaturen sitzt tiefer in den Knochen als erhofft. Ein AntiAbenteuerSleepIn sozusagen. Ohne zu träumen, dass ein Bär mit seinen Tatzen an der Blechbüchse namens Magicbus kratzt, in der Hoffnung auf abgestandenes Dosenfutter aka Die Globetrottels.

2) Kaffeekochen:
Auf dem Campingkocher am See. Mit Gaffeegochkas. Heute: die Sturmvariante. Bereits kurz nach Sonnenaufgang bläst ein Polarwind mit mindestens 6 Beaufort über den See. Wie gut, dass Michael uns erste Reihe am Wasser platziert hat. So erleben wir diesen Morgenhauch ganz unmittelbar, vis-a-vis. Drinnen kochen kann jeder – zumindest der, der eine Kochvorrichtung IM Bus hat. Die hat der Magicbus nicht. Natürlich nicht.

3) Frühstück:
Chouchou erlebt das erste Mal Erdnussbutter. Nachdem er die ersten 3 Esslöffel Palmöl aus dem Gläschen abgeschöpft hat. Nichts für Weicheier oder Gourmets. Hat aber Wumms die Nummer, danach kann der Tag starten. Mit Nüsschenpower.

4) Wäsche waschen:
Im Waschbecken der “Washrooms” mit sehr, sehr heißen Wasser. Kochwäsche per Hand für die zarten Merinopullis. Wenn Chouchou das wüsste…
Immerhin müffelt danach nichts mehr. Alle Müffeltierchen tot. Und ich kann mir theoretisch die verbrühte Haut vom Handrücken pellen. Sauber.

5) Wäsche aufhängen:
Dank oben bereits benannter 6 Beaufort verpasst uns jeder einzelne Merinopulli Backpfeifen. Die Klamotten aufzuhängen, indem wir den Rücken in den Wind drehen – darauf kommen wir natürlich nicht. Und so klatschen uns nacheinander auch noch frische Socken, die Unterwäsche der letzten 12 Tage, diverse T-Shirts und Handtücher feucht ins Gesicht. Immerhin macht das eine gute Gesichtsfarbe. Auch das Duschen danach hätten wir uns damit – zumindest halsaufwärts – eigentlich sparen können.

6) Duschen:
Sehr schlimm und sehr denkwürdig, wenn dieser Punkt als separater Tagespunkt auftaucht, quasi als zu erwähnendes Tageshighlight. Man ahnt, auf welchen Hygienestandard wir uns mittlerweile eingegroovt haben.

7) Kochen:
Sturmkochen 2.0. Gewürze, die eigentlich ins Essens gehören landen erneut im Gesicht. Rücken in den Wind drehen ist noch immer keine Option. Ich verkaufe es mir als Salzpeeling. Wäre der Punkt Wellness also auch gleich mit abgehakt.

8) Telefonieren:
Soweit das weiterhin grottenschlechte Netz es zulässt. Die Hoffnung auf eine gute Verbindung ist es, die uns morgen weiterfahren lässt. Denn Telefonieren ist momentan noch wichtiger als Bärenspray auf einer Wanderung.

9) Hilfe angeboten bekommen:
Vom freundlichen Menschen aus dem Monsterwohnwagen nebenan. Vielleicht ist es – neben der kanadischen Herzlichkeit – auch ein wenig Mitleid, das ihn antreibt: Zwei verloren wirkende Globetrottels bei Sturm, rotbackig von der eigenen Wäsche verprügelt und dann nur Schutz in einem so, so ein kleinen Auto: “Whenever you need something: just knock. I´ll be there. For everything.”

10) Tanzen:
Weils anders nix nützt. Ein Tag ohne Tanzen ist ein verlorener Tag. Das steht sogar noch vor Yoga.

11) Blog tippen:
Schnelle Angelegenheit. Denn heute ist nichts lesenswertes passiert. Irgendwo an einem sich kräuselnden See unter der ostkanadischen Sonne, 14 Grad, immer noch gänzlich ohne Frühling in der Luft.

Einfach mal nichts lesenswertes erlebt. In 11 Punkten. Das ist ganz genau richtig so. Und wichtig.
Morgen darfs dann weiter gehen.

2 Kommentare

  1. das Phantom

    Nix lesenswertes? Nix abenteuerliches?
    Vergesst bitte nicht: die meisten Unfälle passieren bei der Hausarbeit :-p

    • Chérie

      Liebes Phantom! Du hast ja so recht. Drum lerne: die Hausarbeit so überschaubar halten, wie es geht. Aus reinen Sicherheitsgründen. Liebste Grüße in die Picardie, Deine haushaltsfaulen Globetrottels

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