Ab heute bleibe ich für immer dabei: es gibt nichts Besseres zum Frühstück als Manchego in dickflüssigem Olivenöl auf getoastetem Brot. Keine Ahnung, wie ich ohne so alt werden konnte!?
Ab heute weiß ich: ein Leben ohne Manchego in dickflüssigem Olivenöl ist möglich, aber sinnlos! Aus purem Nachholbedarf verdrücke ich also gleich sechs Scheiben davon. Weil drin is, wat drin is. Runterspülen mit Gazpacho.

Heute liegt nur eine sehr kurze Etappe vor uns. Von Pampaneira nach Bubión nach Capileira. Netto: 5,2km und 440 Höhenmeter. Eine Etappe ganz genau nach unserem Geschmack.

Auf diesem Teilstück scheint es den GR7 wirklich zu geben. Die Wege sind ausgetreten und ohne Lupe zu finden. Durch begehbares Wildblumenland sammeln wir Blütennektar mit unseren Tentakeln ein: das Gelb auf den Hosen wird nie wieder rausgehen. Gut so. Wildblumennektarbuxen.

Einige Dropoffs, nicht sonderlich beängstigend. Dann kriecht eine riesige Schlange vorüber. Wir rasten auf satten Wiesen, auf denen der wilde Fenchel wächst. Obstbäume im Überfluss, ein Teppich Gänseblümchen, mohngeküsst. Ein Land beschenkt vom ewigen Wasser der hohen Berge.

In Bubión treffen wir pünktlich zum mittäglichen Verkehrschaos ein: drei Autos stehen schräg am Platz, unklar, wer als erster kam und fahren dürfte. Geschrei ertönt: seitens der Fahrenden und seitens der Herren auf der Parkbank, die es sich nicht entgehen lassen, im erhofften Chaos (endlich passiert mal was!) mitzumischen und lautstark zu kommentieren. Der hochsensiblste von allen kreischt beim Zurücksetzen ders Handwerkerkastenwagens: „No quiero morir! No quiero morir!“ Sein Wunsch soll heute in Erfüllung gehen: an dieser Kreuzung wird an diesem Dienstag —wenn auch wider Erwarten— nicht gestorben.

Bis Capileira ist es nun nicht mehr weit, allerdings nochmal 150 Höhenmeter höher. In den Ort geht’s erst am schönsten Gärtchen der Welt vorbei— kurze Gedenkpause, um zu träumen— dann landen wir an einer ernst gemeinten Absperrung. Also drüber. Auf der anderen Seite sehen wir: der GR 7 bis Bubión ist wegen „gran peligros“ (großer Gefahr) gesperrt. Wie schön, es zumindest im Nachhinein zu wissen.
Do you think there is the danger?! Nee, nee. Die „danger“ war mal wieder auf unserer Seite. Wie damals in der Westbank.

Capileira.
Touristisches Bergdörfchen, das Tor zu dem höchsten Bergen des spanischen Festlands. Die Kirche ist geöffnet und kostenlos: unsere erste Kirche in Spanien. Entsprechend schwelgen wir im wunderbaren, katholischen Kitsch, den niemand schöner als die Spanierinnen beherrscht. Nur die Inderinnen können es noch einen Tick besser — allerdings auf hinduistisch.

Neben einem gigantischen Hund essen wir zu Mittag: Mango-Feta-Dattel-Salat mit einer Sauce, die ans Paradies glauben lässt.
Wahnsinn, wie sehr wir in den letzten Tagen das Essen zelebrieren. Als hätte Gott selbst den Tisch gedeckt. Nur für uns und immer und immer wieder.

Und weil wir in den letzten Tagen so gerne essen, kalkulieren wir unser Budget ein bisschen um:
Wir nehmen eines der günstigsten Apartments im Ort, damit mehr Geld für Restaurants —ab und zu— übrig bleibt. Eine ganz neue Priorität: Vom Fuß- zum Gaumenpilgern.
Wie gut, dass ich —in einem Befreiungsschlag— die viel zu eng gewordene Wanderhose in Granada einfach weggeworfen habe. Zu Gunsten der neuen 15,99€-Decathlon-Buxe in XL, die zwar vorne und hinten (noch viel weniger!) nicht sitzt, aber immerhin sehr viel Platz für Bauch mit Olivenölkäse hat. Geht hier schließlich nicht um Schönheit, sondern darum, vor allem innerlich eine gute Figur zu machen.

Unser Apartment ist trotzdem toll. Am besten: die Aussicht von den Terrasse, auf der wir uns initial vollkommen unbeobachtet wähnen. Aber weit gefehlt.
Beim Abendbrot fällt es uns wie Schuppen von den Augen: die wilden Schornsteine der Alpujarras sind womöglich gar nicht das, wonach sie aussehen!?
Wer ganz genau hinschaut könnte erkennen, dass es sich (ggf.!?) um verdeckte Spione handelt. Einer hält eine Pfeife in der Hand, der andere hat ein Abhörmikrophon auf uns gerichtet. Und es werden mehr, immer mehr. Ein Meer von Agenten als Schornsteine getarnt…

Ach wie schön es sich doch spinnen lässt: in den zauberhaften Alpujarras mit seinen Drachen und Hexen darin. Und den Globetrottels, die immer bereit sind, ein bisschen magisch mitzudenken, wenn’s denn erwünscht ist.