Zwischen den Fliegen macht Steeve ein prima Frühstück. Theirry ist leider noch kränker als vorher: er muss heute ein Taxi nehmen. Fast wäre man versucht zu sagen: Der Glückliche. Denn den gesamten Tag ist Dauerregen angesagt. Zu 100%!

Irgendwann quälen wir uns vor die Tür.
Noch vollkommen überzeugt, dass man dem Wetter mit dem richtigen „Mindset“ entgegen treten kann.
Tatsächlich passt das für drei Stunden, spätestens dann aber knickt man als mental Ungeübtes ein.
Wir klappen geistig bereits nach eineinhalb Stunden weg.

Angeblich ist dies die schönste Etappe seit Aubrac. Wegen des Ponchos sehen wir kaum etwas. Nach zwei Stunden ist wirklich alles nass. Trotz Gamaschen, trotz Regenjacke und -Hose unter dem Regenponcho.

Stundenlang laufen wir in nassen Socken in nassen Schuhen. Eine gute Übung im „nicht bewerten“: denn nass ist erstmal nur nass.
Unsere mentalen Fähigkeiten diesbezüglich reichen aber leider nur 10km. Danach muss gesagt werden: es ist doof. Richtig doof…vor allem, da man auch nirgendwo trocken rasten kann.

Bis zum ersten Unterstand werden es 14km. Unterwegs ein Super-Regenwurm von einem Meter. Wenn man ihn ziehen würde, käme er womöglich auf zwei — wir lassen es sein. Zu beschäftigt damit, uns selbst zu bemitleiden…

Die Herberge in Ostabat fast wie eine Fatamorgana: rettender Hafen. Scheiß auf Vierbettzimmer. Hauptsache man kann sich irgendwie trocken legen.

Lani und Sabrina in Stockbett neben uns. Wir tropfen pitschnass ein, ich habe deutlich mehr Mitleid mit ihnen als mit uns. Sie sind jung und kräftig und bereit für Abenteuer. Wir sind alt und nass und vollkommen ausgelaugt. Verlorene Träume tropfen auf schmierigen Linoleumboden: Sorry, to have us here with you tonight.

Wir schwören uns tief: dies wird unsere allerletzte Nacht im Vierbettzimmer sein. Auch, um andere zu schützen.
Selbst wenn wir irgendwann in den Knast kämen: ein Hohelied auf Intimität hinter schwedischen Gardinen. Dort gibt es Zweibettzimmer.

Dieser Weg fordert alles. Auch wenn man öfter drauf kommen könnte, dass es eigentlich nix ist.
Weil dies alles noch immer „selbst ausgesucht“ bleibt. Eine selbstgewählte Erfahrung.
Warum also klagen? Wenn die Schuhe abends über dem Ofen trocken brutzeln?
Warum also klagen? Wenn der eigene Körper noch immer von A nach B trägen?
Selbst nur mit ein bisschen Murren.
Warum also klagen?
Auch wenn es zwischen durch mal ganz gut tut.
…ändert es ganz und gar nix.
Eigentlich könnte man es damit auch lassen…
Wieder eine Erkenntnis.