Unterwegs im Magicbus

Fischtreppe, Keller-Trevor und ZZ Top als Nachbarn

Mittwoch, 28.6., weit nach Mitternacht:
Es ist so schön, wenn die Sonne gar nicht mehr untergeht. Wenn man gar nicht mehr schlafen möchte. Weil der Tag endlos erscheint. Oder ist. Und das Leben dahinter genauso…
Wie sehr würde ich mir wünschen, dass es ganz genauso wäre: Endlos. Dieses Leben. Für all meine Liebsten und manchmal auch für mich selbst. Weil die Welt so voller Wunder ist – und alle wollen gesehn werden. Endlose Weite, Bären in freier Wildbahn, Mitternachtssonne… zum Beispiel.
Das Rad der Zeit aufhalten, indem man einfach nicht mehr schlafen geht…das wäre doch was! Und so fällt es mir Tag für Tag schwerer einfach ins Bett zu gehen. Es gibt keine Nacht mehr. Wir alle wachen unter dieser Sonne. Und das, was bleibt, ist endloses Leben. Mit geöffneten Augen.

Mittwoch, 28.6., 08:30h:
Schlussendlich sind wir doch irgendwann ins Bett gegangen. Nachdem das Eichhörnchen im Bulli war. Und die ersten Seelen an einem neuen Tag zum Arbeiten nach Whitehorse mussten. Irgendwann, vielleicht kurz nach drei, als die Sonne schon wieder vollendend aufgegangen war.

Nach dem ersten Kaffee spüren wir, wie gut die gestrigen 15 Kilometer zu Fuß getan haben. Sich endlich wieder ausgiebig bewegen nach 10000 Kilometern Magicbus fahren. Also machen wir das heute nochmal. Nur auf etwas abgewandelten Wegen. Und einen Hauch verkatert.

Kurz hinterm Staudamm liegt die größte Fischtreppe der Welt, vor allem bekannt für riesige Königslachse, die im Herbst stromaufwärts wollen. Im späten Nordfrühling sind vor allem kleine Forellchen vor Ort, die allerdings müssen sich richtig Mühe geben, die lange Leiter gegen den kräftigen Strom hoch zu kommen. Wackere Schwerstarbeit ohne zu Murren, die wir hier durch die Aquariumsscheiben beobachten dürfen. Hut ab, ihr fleißigen Fischchen. Wir sind froh, nicht tauschen zu müssen.

Danach spazieren einmal den Milleniumtrail ab – immer am Fluss entlang, der heute deutlich wilder als gestern fließt.

Fünf stramme Kilometer, dann gibt es als Belohnung erstmal bestes Katerfrühstück: Pizza und Donuts. Obwohl es deutlich nach Mittag ist. Anyway. Hauptsache alles für die Linie. Danach treffen wir Trevor.

Trevor arbeitet in einem Kellerverschlag. Als mehr kann man das dunkle, hutzelige Räumchen wirklich nicht bezeichnen. Trevor sitzt hier tief vergraben unter USB-C Kabeln und alten Ipads und wartet auf Kunden, die sich die steilen Treppen hinab trauen. Er ist genau der richtige Experte für das vor Wochen zerdepperte Apfeltelefon von Chouchou. Keller-Trevor, der erste, der bereit ist zu versuchen, das bunte Display (und alles dahinter) zu retten. Zu Applepreisen.
Trevor ist Großmeister im Multitasking. Beziehungsweise im „eine Sache anfangen, noch eine Sache anfangen, noch eine Sache anfangen…. und wo war ich jetzt stehen geblieben!?“
Neben der Bearbeitung der Zugangsdaten von Chouchous Telefon, dem Einpflegen des Auftrags in ein nur schleppend laufendes System, kann Trevor gleichzeitig mit Witzen um sich werfen und 100 Jahre europäischer Geschichte mit abhandeln. Dann ruft Dan an, dessen Tochter ihre Airpods verloren hat. Dan wird in einem Zug über Lautsprecher mit abgehandelt, neben Scherzen und History und Daten irgendwo einpflegen. Trevor ist anscheinend nicht nur auf vielen Hochzeiten gleichzeitig unterwegs, sondern nebenbei auch in allen Iclouds der Stadt. Unser Mann für digitales Fallobst.

Zurück in unserem Camp hat die Nachbarschaft mittlerweile gewechselt. Die Hells Angels aus Ohio haben mit ihren Harleys neben uns eingecheckt.
Das ist gut. Dann kann uns heute Nacht nichts mehr passieren. Beschützt von nachbarschaftlichen ZZ-Top-Bärten, die alles Böse fernhalten können.

2 Kommentare

  1. Grundmann, B.

    Wie traurig, dass die fleißigen Fischchen nach der Eiablage sterben müssen! Wer so eifrig ist für Nachwuchs zu sorgen, sollte doch eigentlich einen Pokal bekommen, anstatt sein Dasein zu beenden. In Liebe deM 😘

    • Nani

      Liebe deM,
      ich glaube, am Ende der Treppe ist eine Pokalausgabe. Wir gehen morgen mal nachschauen.
      Dicke Umarmung,
      Deine Nani

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

© 2024 Die Globetrottels

Theme von Anders NorénHoch ↑