Unterwegs im Magicbus

Die Globetrottels: Shy dancers

Es gibt eine Sache, die beiden Globetrottels –bei allen charakterlichen Unterschieden—gleichsam schwer fällt: ein „bis drei Nachmittags nichts zu tun“. Heute stellen wir uns eben dieser Herausforderung, denn unser Programm soll an diesem Donnerstag vorher nicht losgehen. Füße stillhalten in der Wuselwelt. Einfach ist das für uns nicht.
Gespoilert darf werden, dass wir es trotzdem schaffen.
Zugegeben lag ein 6 Kilometer Spaziergang davor. Mit ganz viel auf gewidmeten Bänken sitzen und auf den Fluss starren und quatschen. Über die wichtigen Dinge im Leben. Über Bänke zum Beispiel, die meist sehr jungen Toten gewidmet sind. Im Yukon wird man nicht ganz so alt wie in unserer Rundumsorgloswelt mit Notarzt rund um die Uhr und einem Klima, das wir noch als „gemäßigt“ bezeichnen. Als männlicher Angehöriger der First Nations schafft man es im Yukon im Durchschnitt 67 Jahre am Leben zu bleiben. Ein sogenannter „non-aboriginal Yukoner“ schafft es 8 Jahre länger – und immer noch vier weniger als bei uns. Allein diese Statistik spricht Bände bezüglich der Gesundheitsversorgung und auch –probleme der Menschen der First Nations.

Um 15 Uhr geht dann endlich unser Programm los: Donnerstag ist Farmers Markt in Whitehorse.

Wir stürzen uns Hufen scharrend mittenmang, flanieren, spazieren, lustwandeln, schlagen uns die Bäuche voll und schlummern dann eine Runde im Schatten. Danach gibt es als Belohnung lokal gebrautes Bier („a beer worth freezing for“) und lokale Livemusik im Sonnenschein. Perfekt um einen Tag zu starten – mittlerweile nachmittags um halb fünf.

Die junge Musikerin ist engagiert, laut und leidenschaftlich. Obendrein meint sie es gut mit unserem Zeitplan. Um zehn vor sechs legt sie ihre Klampfe ins Gras, das passt, denn wir müssen weiter ziehen. Um sechs fängt die Eröffnungs-Zeremonie des Adäka Kulturfests – der hiesigen First Nation—an. Das kann natürlich nicht ohne die Globetrottels von Statten gehen.

Auf dem Adäka Kulturfestival feiert die in Whitehorse ansässige First Nation eine Woche lang den Reichtum ihrer Kultur. Eine gänzlich untouristische Veranstaltung, wie wir schnell herausfinden werden. Außer uns sind Hunderte von Menschen in einer abgedunkelten Halle zusammengekommen, außer ein paar augenscheinlich esoterischen Winnetoufreaks sind außer uns keine weißen Menschen dort. Auch Bände sprechend, diesmal bezüglich der Mischung aboriginaler und non-aboriginaler Lebenswelten vor Ort.

Für uns soll dieser Abend ein bewegender und berührender sein. Dreimal dürfen wir fernen Musiken lauschen – von modern interpretiert über rockig bis traditionell.
Innerlich mit allem mitgehen, das geht. Nur mittanzen, das trauen wir uns dann leider doch nicht.

2 Kommentare

  1. Grundmann, B.

    Für mein Empfinden passt euer Tanzstil absolut dazu!
    So ein wenig sieht es nach heiler Welt aus. Träumen ist
    hier sicherlich ausdrücklich erlaubt. 🫶 deM

  2. Hans-Jürgen Grundmann

    Ihr seid angekommen. In einer fremden Welt. So fremd und anders, dass man es wohl auch als Abenteuer bezeichnen kann. Es kommt noch mehr! DeP.

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