Ein Tag Krankenlager ist ein Viertel Miete. Am Morgen sind wir zwar nicht fit, aber zumindest so angenervt vom Liegen, dass ein kurzer Spaziergang –bis zum gesunden Essen und zurück–unumgänglich ist. Die Sehenswürdigkeiten „en detail“ aber müssen noch immer warten. Die Kraft reicht nur dafür, dass sie heute Walk-by-Orte sind.
Nach Vitamincocktail-Frühstück, Inhalation und Ibuboost geht’s los in Lettlands Hauptstadt – zum essen.
Wir tippeln unsere Jugendstilstraße hinunter bis in den Park.
Eine verspiegelte Schnecke mit Wolkenhaus wacht dort über die Sonntagsflanierenden und Bootstouristen, die sich über den Stadtkanal schippern lassen.
Am Freiheitsdenkmal ist soeben Wachablösung. Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass mir diese Geste nicht albern vorkommt. Es ist das erste Mal, dass es mir nachvollziehbar scheint, dass –insbesondere vor der momentanen, politischen Weltsituation– die innere Dringlichkeit besteht, die junge Freiheit Lettlands mit großen Gesten beschützen zu wollen.
Vorbei an der weltberühmten Laima-Uhr, die seit hundert Jahren für Lettlands bekannteste Süßigkeit wirbt und zur Pünktlichkeit mahnt.
Vorbei an bunten Schnuckelhäuschen und dem Katzenhaus, auf dem eine buckelnde Katze der Gilde Anfang des 20. Jahrhunderts den Mittelfinger zeigen sollte, indem sie ihr den Schwanz zuwandte.
Vorbei am Fahrrad mit Luftballons und dem Haus mit Wimpeln…
Vorbei am Türmchen und dem sagenumwobenden BlackMagic, in dem es angeblich heilenden Schnaps gibt (auf den wir heute verzichten).

Mit Blick auf die Türme von St.-Johannis- und Petri-Kirche bekommen wir nach drei Kilometern zu Fuß dann endlich unser gesundes Essen: Veggie-Burger für Chouchou und eine große Schale Rohkost für mich – nichts anderes ist nämlich die hippe Poké-Bowl: pure Vitamine im Schüsselchen, served auf einem sehr hippen Indoorstreetfoodmarkt.
Damit wird es morgen nochmal besser gehen. Damit können wir uns morgen –vielleicht—einer echteren Besichtigung hingeben. Schön wäre es.
Weil Riga schon jetzt ein Städtchen zu sein scheint, in dem es sich gut sein lässt.
Wenn die Körper denn mitmachen.













