Über die Gauja hat sich über Nacht kalter Nebel gelegt, der Himmel weint, genauso wie die Nasen, die nun endlos dicht sind. Was mit einem Pipps begann, hat sich in den letzten zwölf Stunden zu einer dicken Erkältung ausgewachsen. Wie gut, dass wir heute Nacht eh eine feste Unterkunft geplant haben.
Weil Cesis um die Ecke liegt, gucken wir uns das flott noch an. Auch wenn uns kräftemäßig gar nicht danach ist. Aber man kommt ja auch nicht tagtäglich an einem Ort vorbei, an dem deutsche Kreuzritter im Mittelalter eine Burg errichteten und der gleichzeitig die Wiege der lettischen Nationalflagge ist.
Im Regen sind wir schnell durch: einmal durch den Park geschleppt, Kirche, Burg, Steinmönch mit Buckel, Herrenhaus und Siegessäule fotografieren: das also war unser Cesis – das alte Wenden. Mehr ist momentan leider nicht drin, da es gesundheitlich weiter bergab geht.
Wir düsen nach Riga. Über spannende Straßen geht’s hoppelnd hinein in die große Stadt – „die einzig wirkliche Metropole des Baltikums“.
Unser Appartement, das wir gebucht haben, ist leider noch nicht bezugsbereit. Wir hocken uns in ein nettes Café ums Eck und warten…

– peinlich berührt, dass bei der nasalen Schnappatmungsbestellung auf einmal die Nase wie ein Kränchen läuft. Das kann man wirklich niemanden antun. Es wird dringend Zeit, dass wir Virusschleudern aus der Schusslinie anderer Menschen kommen.
Also Gang durchs Jugendstilviertel, in dem schöne Häuschen still starren…

…in dem eine Tür ohne Bordstein zum weitergehen einlädt. Ein Grafitti, „for lovers, losers and champinons“ –zu irgendeinem gehört man ja immer. Ein Baum vor verhängter Fassade, eine schlaue Kunstinstallation uns rät, dass wir dringend Drogen benötigen. Eine Schlaue.

Um vier ist es endlich bezugsfertig: unser entzückendes Appartement, das in der Ausschreibung als „romantic boho“ bezeichnet war. Das trifft es sehr gut.
Und so sehen wir am Abend von Riga nur noch eins: schwedisch gefärbte Bilder seiner Straßen, die über den Bildschirm flimmern.
Chouchou hat Mankells „Hunde von Riga“ runtergeladen. Mehr als Film gucken ist heute einfach nicht mehr drin. In die Mattscheibe glotzen, Tee trinken, heiß duschen und hoffen, dass die Nasennummer nicht so explodiert wie letzten Winter.
Dann wäre die Reise nämlich hier ziemlich vorbei…























