Unterwegs im Magicbus

No special needs

Wir suchten indigenes Leben, was wir fanden war eine Ökokommune.

Jackie und Richard und all die anderen haben in der Mitte von Manitoulin einen Ort des Friedens, eine idealistische Oase geschaffen. Ein Ort, an dem man in der Natur zur Ruhe kommen kann. Ein Herzenszentrum abseits von allem, down to earth, rudimentär; die Dinge die da sind, aber werden liebevoll gepflegt. Man spürt, dass hier Menschen ihren Traum verwirklichen. Und wir dürfen am Rande dieses fremden Traums, den man auch selbst träumen kann, parken und ein wenig teilhaben. Für uns der ideale Ort, die letzten drei Wochen sacken zu lassen. Und für einen Moment lang anzukommen.

Eigentlich ist dies ein Ort, an dem Kinder mit so genannten “special needs” gefördert werden. Mit Anbindung an die Natur, an ehrliche Arbeit mit Erde und Tieren, möglicherweise das erste Mal in ihrem Leben mit Anbindung an menschliche Wärme auch.
Momentan aber sind nur Chouchou, der Magicbus und ich zu Gast – einen halben Kilometer abseits des Hauptgebäudes, wo Jackie die ohrlosen Ziegen füttert und Richard Holz schlägt, das wir am Abend verfeuern dürfen. Momentan sind wir die einzigen hier mit “special needs” – auch wenn wir heute erleben dürfen, dass wir eigentlich gar nicht allzu viel brauchen.

Derjenige im Team Globetrottels mit den speziellsten Herausforderungen ist zweifelsohne der Magicbus. Ziperlein hier und Ziperlein da. Heute ist sein Blinker dran. Will er nicht, wir wollen aber: Weil wir einfach keine Lust haben, in Kanada immer erst dreimal links abzubiegen, statt einmal rechts. Also muss das alte Auge raus und ein neues rein.
Es klappt an diesem magischen Ort –oh Wunder!– problemlos und ein bisschen wie von Manitus Geisterhand. Wir können es selbst kaum glauben.

Ansonsten geben wir uns heute dem Genuss des “nicht allzu viel brauchens” hin:
Duschen und Haare waschen, indem man an einem Schnürchen zieht – das Wasser wird sogar warm!– und sich danach super fühlen.
Dankbar für dreieinhalb Leinen frische Wäsche, von Hand gewaschen in gut riechender Ökoseife. Trocknet in kanadisch warmem Wind.

Schattenspiel in frischgrünen Blätter in endlosem Wald.
In offenen Schuhen zum Sternguckercamp hoch – einfach zum Gucken, auch ohne Sterne.

Ziegen ohne Ohren streicheln und ihre ohrlose Schönheit auf den ersten Blick erkennen.

Ein perfektes Feuer entzünden. Ohne Rauch, mit satt knisternden, orangenen Flammen. Beklatscht von exotischem Vogelgesang. Ansonsten braucht es keine Zuhörer.
Warten auf einen Sternenhimmel, der hier näher und dunkler sein soll als irgendwo sonst in Ostkanada.

Wir sollten viel öfter dankbar dafür sein, keine “special needs” anmelden zu müssen.
Einfach, weil all das, was wir wirklich brauchen, bereits da ist:
a) (Weiter als pathetischer Yogiteespruch:)
Die Erde, die uns trägt, ein Feuer, das uns wärmt, frisches Wasser, das unseren Durst stillt und Luft, die uns atmen lässt.
b) (Weiter als Realist:)
Den Luxus, einfach reisen zu dürfen. Als Mensch, nur zufällig geboren in der ersten Welt, unter einem sehr guten Stern. Mit genügend Geld in den Taschen und lediglich einem minimalen Quäntchen Mut aus dem Hamsterrad intermittierend auszusteigen.
Steckt der wahre Luxus wohl vor allem im zweiten Entwurf!?

Dankbar an einem perfektem Lagerfeuer, umgeben vom Geist des großen Manitus, der vielleicht heute Nacht sogar Polarlichter schicken wird
– ganz ohne “special needs”,
Die Globetrottels
(Drink Yogitee, don´t think it.)

2 Kommentare

  1. Hans-Jürgen Grundmann

    BESSER GEHT‘S NICHT ! Das Leben ohne „special needs“ kann so reich sein!

    • Chérie

      Für wahr. Die Globetrottels lernen dankbar sein…

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