Es ist das allerletzte Ostseebad von finnischer Seite aus, auf dieser letzten Episode unserer so langen Reise. Ein wenig Wehmut badet plötzlich mit – unter dem final curtain eines „Sommers in Skandinavien“. Ein letzter finnischer Ostseeakt.
Für uns geht’s heute weiter bis ans letztes finnische Ziel auf dieser Reise: Helsinki.
Über eine zweispurige Autobahn rollen wir in einen der zahlreichen Vororte, wo ein allerletzter Campingplatz liegt: der citynächste und die allergünstigste Art, irgendwo in der Hauptstadt unterzukommen. Im Zentrum wäre uns alleine das Parken des Bullis pro Tag teurer gekommen als zwei Nächte im architektonisch herausgeputzten Ghetto.
Auf Platz F03 werden wir eingewiesen – einer von schätzungsweise zweihundert Plätzen, alle im Vorschatten neuer Wohnblocks hinter Zaun. Eine niedrige Hecke, in der gebrauchte Taschentücher hängen, trennt uns vom nächsten Wohnmobilnachbarn, der soeben sein Luxusmobil lautstark hydraulisch hochfährt, danach richtet er die Fernsehantenne aus.

Sehr wahrscheinlich ist dieser Platz für einen Hauptstadtplatz gar nicht mal schlecht. Vor allem, wenn wir ihn mit den zahlreichen Hinterhofparkplätzen anderer Großstädte vergleichen, auf denen wir auf diversen Reisen schon hausen durften. Nach wochenlanger Weite aber wirkt dieser Ort etwas eng auf uns. Und zweifelsohne um so viel geschäftiger, als wir seit 60 Tagen gewohnt sind. Ich möchte stramm behaupten, dass hier an einem Tag so viel Bewegung ist, wie auf allen Plätzen der letzten acht Wochen – in Summe. Helsinki, nördlichster Ballungsraum der Welt mit über eine Millionen Einwohnern. Was wollt man anderes erwarten?
Am Stadtstrandchen ums Eck recherchieren wir, wie wir unserem morgen Tag hier gestalten wollen.

Unter Wolken wie schwindende Pinselstriche, die über dem verlassenen Herrenhaus hängen, das in der Hauptsaison als Campingrestaurant dient.
Im arabischen Supermarkt ums Eck kaufen wir ein, um die abgerockten Pizzaläden dann doch zu umgehen, die wir –bevor wir sie das erste Mal sahen– für kurzzeitig einladend hielten.
Im Abendsonnenschein kochen wir dann doch lieber selbst. Es gibt schnelle Küche, die mit neuen Freunden geteilt wird: mehrere Dutzend Spatzen haben uns bereits gefunden und leisten uns nun–nach ein paar Krümeln—aus den Taschentuchhecken heraus Gesellschaft.
Morgen geben wir uns das große, finnische Finale. In Helsinki, dem angemessensten Ort um zu verstehen, dass dieses Land nicht nur endlose Wildnis ist.
Sondern endlose Wildnis und Weite – plus ein Großstadtdschungel.







