Nach einem fabelhaften Sonnenuntergang und einer unstürmischeren Nacht als gedacht…

…strahlt die Sonne am Morgen über Hamningberg. Der Wind hat sich gelegt, ein perfekter Zeitpunkt zum draußen Kaffee trinken; ein perfekter Zeitpunkt, um nach dem dritten ein Walskelett suchen zu gehen.
Angeblich soll einen Kilometer hinter unserem Nachtplatz vor langer, langer Zeit ein armer Wal angeschwemmt worden sein. Das will „Globetrottels investigativ“ natürlich gucken.
Über weiche Wiese wird der Weg schnell geröllig und bleibt auch das nicht sehr lang.
Flott kraxeln wir über handballgroße Steine, Wassermelonengeröll und Uraltbaumstämme, die angeblich bis zu hundert Jahre alt sein sollen – aus Russland kommend über die Barentsee.
Haxenbrecherpfad Klasse 1 mit Traumaussicht.
Das Skelett finden wir nicht. Lediglich ein Knöchelchen, das wir für die Stimmung zur Walgräte erklären (— auch wenn’s eher wohl Rentierelle oder –speiche ist, das weiß aber ja niemand.)

Ebenso wenig lässt sich auf dem tiefen Blau, auf das wir stundenlang starren, einer der lebenden Genossen in der Bucht blicken.
Ist vielleicht zu früh im Jahr? Oder wir optisch einfach zu schlecht eingestellt!?

Nur ein nervöses Rentier galoppiert vorüber. Mit intakter Elle und Speiche.
Um eins ruft uns die Abenteuerstrasse zurück. Eine Straße, die eindeutig in der gleichen Liga wie der nepalesische Siddhartha-Highway bei Monsoon spielt, wenn man unsere Nervchen fragt. Aber es hilft ja nix.
Es gibt ja nur die eine zurück in Richtung Rest der Welt.
Zu unserem Erstaunen grooven wir viel weicher zurück als angespannt erwartet: Niemand, der vor uns bummelt und bremst, uns kommen lediglich zwei Wohnmobile entgegen und auch der Magicbus frisst auf der Strecke weniger als ein Drittel des Öls, das er auf der Hintour soff.
Seltsam schöne Welt.
Bei Vardø biegen wir erneut auf die Panoramastraße 75 ab: einer der schönsten Straßen Norwegens, wenn man die Touristikwegpage fragt. Zu Recht.

Aus der heutigen Richtung ist sie fast noch schöner als aus der gestrigen. Mal wieder die Perspektivwechselnummer. Und das Lichtphänomen in blau.
Da unser Abenteuerkontingent für heute schon wieder aufgebraucht ist, machen wir es uns leicht:
Wir checken um halb vier zum zweiten Mal einfach auf der Wiese der Jakobselfen ein, statt die eigentlich geplanten weiteren 200 Kilometer noch in Angriff zu nehmen.

Gegen die Straße – für kosteninkludierte, heiße Dusche und eine warme Mahlzeit, die ich unbedingt heute noch kochen möchte. Diesmal: vernünftig herum in Reihe geparkt
Letztes Gemüse im Sonnenschein schnibbeln, heißes Teewasser aus der Gemeinschaftsküche holen.
Am Lachsfluss um die Ecke versteckt sich die Sonne erstaunlich früh über Fischen, Weidenröschen und Insekten, wir duschen heiß im Dämmerlicht.
Ab morgen wird es westwärts gehen, die Fjorde des nördlichsten, norwegischen Ostens hinter uns lassend.
Bilder, die wir nie vergessen werden. Das tiefe Blau der Barentsee – auf immer eingebrannt.












