25 Kilometer bis Condom, sagt Chouchous Planung am Morgen. Am Abend sagt mein Schrittzähler: es waren 30 Kilometer, in denen irgendwann der Mann mit dem Hammer zuschlug.

Am Morgen geht es einigermaßen entspannt und spät los. Noch immer meinen wir, wir hätten es nicht eilig. Zusätzlich hat die Hitze —Gott sei dank— nachgelassen. 15 Grad und Wind. Wunderbar.

Die ersten fünfzehn Kilometer laufen recht fein. Wir treffen tatsächlich die Eselfamilie wieder: natürlich hat der Sture sich nicht übers Wasser zwingen lassen. Sie mussten also kilometerweit zurück in Richtung Straße, um einen trockenen Umweg zu finden.

Schöne Rosensträucher am Dorfrand, im Nichts ein märchenhafter Abzweig in ein erdachtes Örtchen namens Tougnet, toskanische Weindomainen und eine wunderschöne Kapelle, in der unbedingt eine Kerze für den Frieden angezündet werden muss und ich endlich die Losung aus Auvillar öffne: „Hab Geduld. Alle Dinge sind schwierig, bevor sie einfach werden.“

Der Boden sieht heute meist so aus, wie ich mich fühle: brüchig, ausgelaugt, nährstoffarm. Wir rasten auf dem Acker. Sitzen mit Ausblick, als plötzlich der Unsichtbare mit Hammer kommt und uns einmal hart auf den Kopp haut.
Es ist, als würde jemand plötzlich einen Stöpsel ziehen. Wie bei einem Luftballon, dem die Luft ausgeht. Plötzlicher Kraftverlust nach recht exakten 400 Kilometern zu Fuß. Beim Aufstehen schiesst unbekannter Schmerz ins Knie. So auch noch nie da gewesen. Wir betreten anscheinend eine neue Phase.

Condom heißt uns mit einem Meilenstein willkommen. Laurent und Argent haben noch ein Plätzchen in ihrer bunten, russischen Herberge für uns. Wir buchen zwei Nächte: in der Hoffnung, dass wir die verlorene Kraft über Nacht wieder einsammeln.

Pizza im einzigen, geöffneten Etablissement am Platz. Seltsam, dass es noch hell ist, als wir aus dem Restaurant heraus kommen.
Noch? Oder schon wieder?
Tja, wer weiß das schon!?
Hier in Condom.
Am ehesten der Unsichtbare mit Gummihammer — nehme ich an.