Dies hier ist ein guter Ort.
Nach einem wunderbaren Abend mit wirklich netten Menschen, mit einem Hund an der Pfote und einem Pfau auf dem Dach, mit Gemüse aus dem eigenen Garten und Safranlöwenzahneis zum Abschluss, habe ich dann „noch schnell“ versucht, die Fotos in den gestrigen Blog zu schieben.
Drei Anläufe, alle scheitern.
Eine frustrane Lehre, nach dem dritten Scheitern lasse ich es kurz vor elf und entschließe, alle fünfe gerade sein zu lassen. Nicht nur jetzt, sondern auch in Zukunft. Der Blog wird also noch kürzer werden. Und die Fotos unsortiert. Alles andere nimmt zu viel Raum. Eine wichtige Erkenntnis.

Das hier ist ein guter Ort.
Am Fenster von Didiers Küche stehen viele Sprüche. Einer unter ihnen auf deutsch:
„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben“.

Gregorianischer Gesang beim Frühstück.
Sagte ich schon: Das hier ist ein guter Ort!? Ein Geschenk, ein „feels like home“-ohne zu Hause zu sein-Platz. Mit Didier, Elli, Wolfgang, Hunden, Pfauen und Erkenntnissen. Ein schönes Abschiedsbild.

Wieder pilgernde Idylle pur nach dem nächtlichen Gewitter. Die Gedanken werden flott freier.
Auf das Zitat von Victor Hugo:
„Nichts ist kraftvoller als eine Idee deren Zeit gekommen“,
folgt: „N’ Scheiß muss ich.“
Befreiend. Sehr. Herzöffnende Freude.

2 Kilometer nach Ussac beginnt tatsächlich das angekündigte Kalksteinplateau. Cajarc kommt in Sicht.

Netter Mann an Hang.
Kleine Grottensegung am Wegesrand neben kalkigem Zauberpond.

Cajarc.
Wir haben mehr als Osterglück.
Mit dem letzten Glockenschlag laufen wir in den Ort ein, 10 Minuten bevor alle Geschäfte schließen.
Fest nach dem Motto: Nie mehr pilgerfasten auf dem Jakobsweg, räumen wir erst die Bäckerei und dann den Supermarkt leer.

Erleichterung und Seelenglück, und jetzt noch einen Kaffee.

Schlussendlich hängen wir noch 3 weitere Stunden im Dorf ab.
Erst im Café, dann auf der Bank hinterm „Kino“ — Vorräte knabbern, kurz neben dem cajarc‘schen Eiffelturm.

Wir besuchen die Kirche mit prima Osterblumen und nettem Mann auf Treppe.

Und nochmal die Bar für den ersten Pastis in Frankreich.

Wir lernen den Löwen von Cajarc kennen.

Und,dass in jedem Dorf nichts sein kann, aber einen Osteopathen, den gibt es auf dem Jakobsweg immer.

Die letzten 4 Kilometer werden schwerer. An der Lot entlang, an Tulpengärten vorbei.

Das liegt nicht nur am Glas Pastis, sondern auch an 6 Kilo Einkäufen und der Tatsache, dass erneut das Nachmittagsgewitter des Zentralmassivs sich nähert.
Heute erwischt es uns. Mit sehr schweren Tropfen auf den Köpfen spült es uns bis zur Katzenlady Valerie. Für heute sind wir angekommen.

Zwischen Nacktkatzen mit dämonischen Gesichtern und plüschigen Streunern, die schneller in unserem Bett sind, als wir gucken können, dürfen wir heute also zur Ruhe kommen. Erneut in einer Herberge, die eine eigene, kleine Welt bedeutet.

Alleine das tägliche Wechseln der Unterkünfte kommt Tag für Tag einem kleinen Abenteuer gleich. (Nicht zu sprechen vom Finden der Unterkünfte…)
Die Betten sind so unterschiedlich wie die Menschen wie die Lebensarten wie die Weltsichten wie das Essen wie das Wetter wie das Leben.

Heute also Nacktkatzen nach Gewitter. Warum nicht? Das haben wir noch nie gemacht, es kann also nur gut werden.