Unterwegs im Magicbus

Savannah: Antebellum mitten in den 60ern

Jetzt ist es passiert!
Nach einer luxuriösen Nacht in sehr weichen Kissen – draußen tobte harter, georgianischer Bindfadenregen, drinnen nur die Fernbedienung des Fernsehers—ist es um die Globetrottels geschehen.
Nur allzu gerne nehmen wir die Tatsache an, dass sich offizielles Camping in diesem Bundesstaat als sehr teuer erweist. Für State Park Camps wünscht man von uns eine Zahlung von 50 Dollar (zuzüglich Reservierungsgebühren und die so genannte „Utility Fee“), eine Buchung geht nur zwei Tage in Folge. Freies Campieren sieht man in den Städten nur äußerst ungern, alles in allem: wunderbar!
Somit können wir zwei weitere Luxusnächte sehr gut rechtfertigen.
Next stop: Savannah! Im Retro-Motel mitten inne City, günstiger Ort am Platz. Das Camping 20 Kilometer außerhalb der Stadt kostet nur unwesentlich weniger. Aber von vorne.

Zum Frühstück gibt es für uns Fox-News. Das haben wir uns so nicht ausgesucht, der Sender wurde vom Hotel gewählt. „Nachrichten“ statt „fake news“ – ein kluger Schachzug, damit die Hotelgäste nicht allzu viel vom Buffet wegfuttern, bei der „News-Qualität“ wird einem nämlich zügig schlecht.
Herr Donald Trump flimmert über die Mattscheibe. Er lässt sich –im Zuge seines Wahlkampfes in Iowa– ausführlich über den „Wahlbetrug“ von 2020 aus. Again and again and again.
Unfassbar: er bringt die Nummer noch immer und die Leute tun was!? Jubeln.
„Please do not put eggs in microwave they will explode….“ in einer Menge Plastik…

Da bleiben einem Rührei und FruitLoops fast im Halse stecken. Kinnas, ich brauch noch einen Cappuccino. Am besten mit Schuss. Doppelt!

Mit bunten Kringeln quer im Rachen geht es für uns heute weiter gen Norden.
Wolkenbilder am Highway 95, eine Werbung für das German restaurant: Zum Rosengarten – die Mädels servieren im Dirndl.
Über den Sumpfgebiete zur rechten platzt anscheinend plötzlich eine überdimensionale Methanblase: ein Geruch, der zügig berauscht. Selbst Kinder vom Lande, wie wir es sind. Durchaus Biowaffen-tauglich.

Am Raststopp baden Krähenartige genüsslich in einer äußerst ungesund aussehenden Brühe, aber egal: Krähen kriegt ja nix kaputt. Advents-Anbaden in Georgia.

Nach knappen 200 Kilometern passieren wir das Willkommensschild von Savannah – nach St Augustine in Florida und New Orleans eine der ältesten Städte der USA. Founded 1733. Und angeblich eine der schönsten. Das wollen wir doch mal sehen. Unbedingt.

Das Thunderbird Inn Motel kommt in gnadenlos-gutem Retrolook daher. Bunte Außenfassade, Popcorn all you can eat den ganzen Tag kostenlos, knallrotes Schnurtelefon mit Wählscheibe auf dem Zimmer, Dauerbeschallung mit Oldies aus den 60ern.
Kurzum: der ideale Platz für Globetrottels. Wir lieben es bereits beim ersten Augenklimpern.

Kurzer Orientierungsgang durch die historische Altstadt, die wahrlich ums Eck liegt, so wohltuend menschenfreundlich aufgebaut, dass es einem unbekannten, amerikanischen Segen gleichkommt:
Echte Fußgänger auf echten Trottoires. Verstreute, kleine Miniparks, in denen Menschen jeglicher Couleur dem nachmittäglichen Ausatmen der Stadt zuhören. Alte Dampfer am Savannah River, Flaneure, Musik zwischen alten Baracken und wunderschöner Antebellum-Architektur (ein Wort, das ich erst seit gestern kenne, das muss aber ja niemand wissen). Deswegen kann ich es nun schlau und klugscheißerisch erklären: Antebellum-Architektur ist ein klassizistischer, historischer Baustil der Südstaaten der USA, Hauptära zwischen 1803 und 1861.
Falls also jemand eine sehr intellektuelle Instagramfreundin braucht, einfach joanakatrin79 adden, ich akzeptiere großmütig.

Genaue Details schauen wir uns morgen an. Heute geht es lediglich darum, den Geist dieser Stadt erstmal einzuatmen, ein Gefühl zu bekommen. Wir lassen uns ziellos treiben. Es fühlt sich passend an, so warm und richtig.

Am Abend genießen wir die wieder auferstandenen 60er in unserem bunten Motel.
Elvis, Percy Sledge, die Beach Boys tönen ohrenbetäubend über die Außengänge, dreimal tapse ich groovend runter an die Eismaschine, bevor unter unserer Balustrade plötzlich intensives Blaulicht entlang düst. Kurzzeitig machen die dazugehörenden Sirenen selbst die ollen Beatles platt.
Was auch immer dort draußen geschehen ist: 2023, gefühlt ungefähr 60 Jahre nach unserer Echtzeit. Mitten in Globetrottels un den Beatles ihr „Yesterday“, irgendwo in Savannah, Georgia.
Es kann nur irgendetwas zwischen „Down let me down“ und „Here comes the sun“ sein.
Ich geh besser schnell noch Popcorn holen…

6 Kommentare

  1. Grundmann, B.

    Keiner kann so bunt wie die Amis! Machen selbst vor Christmas nicht halt, 😀

    • Nani

      Liebe Bubu!
      Wenn es um kitschige Weihnachtsdeko geht, haben die Amis weltweit einseitig die Nase vorn. Das wird wohl die berüchtigte Rudolph, the red nose rendeer-Nase sein, nehme ich an…
      I‘ll be home for christmas…
      Deine Nani

  2. Dagmar

    Ich habs schon entdeckt, River Boat lol
    Diese Stadt überzeugt mich bislang am meisten.
    Vielleicht, weil ich schon selber so Retro bin haha
    Lg vom Sofa , Printen aus Aachen mümmelnd. All you can eat. 🙋‍♀️

    • Die Globetrottels

      Liebe Dagmar,
      so also sind wir vereint im Retrolike der amerikanischen Citys!
      Für uns war Savannah auch mit Abstand die schönste Stadt der Staaten.
      Grüße auch an die Printen,
      Deine Globetrottels

  3. Micky

    Der Magic-Bus sieht putzig aus neben dem SUV
    😉

    • Die Globetrottels

      Moin Micky!
      Schau, das fällt uns gar nicht mehr auf.
      Der Magicbus als Kleinwagen oder: „Where are you goin‘ with that small cage!?“😂
      Mehr Platz als genug haben…
      Deine Globetrottels, die sich schon jetzt auf Eure Reisegeschichten freuen…

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