Unterwegs im Magicbus

Bulliarbeitstag

Samstag, 11.2.,Bulliarbeitstag.

Nachdem wir nun also mit so vollen Herzen in Südfrankreich eingerollt sind, widmen wir uns heute dem Projekt, das eigentlich hinter dieser Reise steckt: Den Bulli zu unserem machen. Im Herzen, nicht nur auf dem Papier.
Zugegeben hatten wir drei nicht den allerbesten Start: ein undefinierbares Klackern hat unserer Jungfernreise im November bereits in Trier den Garaus gemacht. Es folgten eisige Tage in der Eifel – zwischen Hoffen und Bangen. Und schlussendlich eine Rechnung der Kölner Bulliwerkstatt, mit der wir zwar gerechnet hatten- nur eben nicht ganz so früh.

Alles hätt natürlich immer noch jott jejangen: die Jungs in Köln haben unser altes Büschen wieder startklar gemacht. Nun braucht es noch einiges andere, damit wir dieses Auto endlich “zu Hause” nennen können. Angefangen beim Vertrauen: deshalb die ausgiebige Reparatur in der Werkstatt, deshalb auch die lange Strecke nach Südfrankreich. Wir brauchen diese 2000km, um unbekannte Geräusche aus der Motorhaube akzeptieren zu lernen. Oder wahlweise zu ignorieren.
Wir brauchen die erlebte Erkenntnis, dass nicht jedes Pfeifen gleich den Bullitod bedeutet. Und es auch quietschend manchmal weitergehen kann.

Neben dem, was die Profis nun schon gerockt haben, dürfen wir uns nun um die romantischeren Dinge des Lebens kümmern: Interiordesign würden es Schöngeister nennen, auf Globetrottelssprech also: Haken anpappen, Schrauben drehen, Vorzelt testen.
Ein Teppich wäre schön: der kommt auf unsere Wunschliste. Und eine 80er Jahre Strandmatte, um die Schuhe draußen abzustellen – von den Nachbarn abgeschaut, die einen nagelneuen Mercedesvan fahren, freundlich grüßen und anscheinend praktisch denken. Très bien.

Es braucht ein paar Stunden und dann geht es ganz schnell: wie sehr Zuwendung und Phantasie (was braucht man eigentlich in Kanada?) doch helfen beim “sich vertraut machen”. Danach kommt dann wohl Vertrauen. Und dahinter: sich zu Hause fühlen. Wenns gut läuft. Momentan läuft es.
Wir haben heute ein paar sehr wichtige Handgriffe und Schritte in genau die richtige Richtung gemacht.

Der Rest des Tages ist dann wieder südfranzösisches Flair de luxe. Wir klettern mit falschem Schuhwerk an kantigen Küstenfelsen entlang. Oben im Dorfplatz gibt es zur Belohnung, dass sich keiner die Haxen gebrochen hat, ein Bier.
Die Szenerie ist beschämend kitschig:
Ein kleines Küstenörtchen an der Cote d´Azur, im Winterschlaf. Die Hotels sind geschlossen, am Kirchplatz gibt es ein winziges Café mit einem letzten Wintersonnenplatz. Genau hier dürfen wir sein.
Möwen kreischen und weinen kläglich um die Verschollenen der See, die heute azurblauweich und seelenruhig in einen endlosen Horizont übergeht. Ein weißes Segelschiff zieht lautlos vorüber und das Pärchen am Nebentisch flüstert sich leise französische Silben zu.
Wollte ich diesen Kitsch wirklich glauben, würde ich mir vorstellen, dass sie von endloser Liebe flüstern, die gerade erst anfängt und unzerstörbar ist.
Die Globetrottels aber sind gnadenlose Realisten und wissen daher:
Natürlich flüstern die zwei nicht von endloser Liebe. Sie reden -ganz leise und sacht auf französisch- über die sagenumwobene Ewigkeit.
Ewigkeit, die hier beginnt und niemals endet.
Alles andere wäre ja kitschig, unrealistisch und vollkommen untippbar.

l

3 Kommentare

  1. Hans-Jürgen Grundmann

    So wunderschön geschrieben! Man hat das Gefühl, dabei zu sein!

  2. Hans-Jürgen Grundmann

    Wie wunderbar geschrieben. Man glaubt, man wäre dabei. Lasst‘s Euch gutgehen!

    • Die Globetrottels

      Danke für den lieben Kommentar – wir mussten ihn erst freischalten, damit er im Blog erscheint.
      LG Chouchou

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