Viva Las Vegas!
Eine der beklopptesten Städte der Welt in Blitzlichtern:
Zum Frühstück an den Pool – mitten in die 80er. Ein künstlicher Wasserfall vor Hochhaus, palmengesäumt, im Wasser ist niemand außer den Gloebtrottels.

Die Einfahrt mit dem Bus nach Vegas: bereits ein Erlebnis auf Grund Halteansagen in Showmasterintonation.
Sortierung der Selfiejünger vor dem „Welcome to Las Vegas“-Sign, das eine eigene Bushaltestelle hat.
Luxor: eine bunte Sphinx vor schwarzer Pyramide. Drinnen so dunkel wie im Sarg – der Tag ist nun einerlei.

Bunte Lämpchen, viel Getöse. Bier vor vier und haushohe Wetten kurz nach Mittag.

In Mandalay Bay branden Wellen im Pool, fünfzehn Bademeister für eine handvoll Gäste.

Sündhaft teure Boutiquen neben Schröddelläden, die vor allem Glitzerartiges führen. Das Excalibur ein Märchenschloß.

NewYorkNewYork. Nachgebaute Häuserzeilen mit Feuertreppen aus Pappmarché. In den Spielhöllen darf geraucht werden. Cocktails werden in 50cm hohen Phallusgläsern serviert. Virtual reality shows für 25 Dollar.

Wassershow vorm Bellagio. Drinnen Shops, die kaum jemand bezahlen kann. Teppiche, italienisches Dekor, Raumbeduftung. Ein Elfengarten zieht vor allem weibliche Besucher an. Eine Braut im kurzen Weißen, das nur aus glänzenden Fäden besteht. Pumps in 20 cm Höhe, rote Sohle. Security im Mountiesstil und jede Menge Birthdaygirls.

Verbindungsbrücken zwischen den Casinos, unten drunter braust der Verkehr anhand getunter Sportwagen. Hier darf der Eifelturm seine Lightshow noch abziehen. Haie in einem Aquarium, Burlesqueshows unter blauem Heißluftballon und ein Breiter, der das schönste Liebeslied der Welt so verhaut, dass es richtig ans Herz geht.
Siegfried und Roy vor dem Mirage, ein Sternenwalk für „die größten Magier des Jahrhundert,“ ein Moonwalk für alle. Menschen jeglicher Couleur verspielen Haus und Hof.

Fontäne der Götter im Caesars Palace. Italienische Gassen wie man sie sich in Amiland so vorstellt: viel zu sauber. Ein künstliches Himmelszelt sorgt für einen ewigwährenden Sonnenuntergang. Ave Caesar.

Gondelfahren im Venetien, eine säuft unter drei neongrün gekleideten Damen fast ab, der Gondolieri singt trotzdem weiter. Kein Ausgang aus Venedig, verirrt in der Stadt der Liebe. Ein überdimensionelles LOVE-Schild.

Ein fetter Elvis besingt den Sonnenuntergang auf dem Boulevard. Zeugen Jehovas neben Frauen im Sadomasostil, die Besoffene suchen für ein bezahltes Foto. Federladies, Chippendales und das größte Riesenrad der Welt. Ziplinen zwischen den Hochhäusern.

6 Stunden, 18 Kilometer.
Auf dem Campground kassieren wir Abmahnung Nummer drei: keine Leinen an „oasis property“ – handschriftlich neu auf den umfassenden Verbotskalender hinzugefügt. Wir befestigen unsere Plane also an der Wassergalone.
Viva Las Vegas.
Und das ist nur Tag 1 gewesen…