Unterwegs im Magicbus

Mit dem Nordlicht nach Valdez

Richtig gute Monate kündigen sich an. So kennen wir das. Der Januar böllert sich den Weg frei in ein neues Jahr, man flachwitzelt sich in den April, der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus. Unser September in Alaska aber zieht die ganz große Räuberpistole: mit einer Lichtshow der besonderen Art. Eigentlich viel zu früh im Jahr. Wie dieses Jahr eh einiges viel zu früh passierte.

Nordlichter!
Es war gegen halb zwölf. Plötzlich ein grünes Glimmen am Horizont, das sich flackernd ausstrahlt. Siehst Du das auch? Ja, was denn? Das da. Was denn? Das!? DAS! Ja. Was ist –mein Gott– DAS denn?
Nordlichter! Nordlichter? Ja. Unbeschreibliche Magie, die uns der Himmel schickt.
Viel zu früh. Es ist viel zu früh gewesen.
Das weiß man da oben auch. Deswegen haben sie den Besten nun an den Laserpointer gesetzt. Und grün ist die Hoffnung am nächtlichen Himmelszelt…

Unser Morgen beginnt mal wieder mit einem kleinen Chitchat. Diesmal mit Paul aus Wien. Der fährt den zweiten weißen T4 Bulli im nordamerikanischen Universum. Entsprechend groß ist die Freude, als der Magicbus sein Brüderchen entdeckt. Paul ist hartgesotten. Mit einem unversicherten, nirgendwo mehr angemeldeten, ollen Bus kurvt er schon seit Ewigkeiten durch Alaska. Mit einem Auge. Seine Frau hat große Probleme mit den Pitstoiletten. Auch sonst scheint ihr das Leben wenig komfortabel, aber sie lächelt tapfer. Paul macht es wieder gut, indem er ihr Champagner und Austern serviert.

Passend zur Nacht fahren wir heute mit der Aurora. Einmal über den Prince William Sound. Von Whittier nach Valdez. Pünktlich und tutend legt sie an diesem sonnigen Samstag ab. Adieu Whittier. Du bist gut zu uns gewesen.

Es folgen unbeschreibliche 6 Stunden, durch eine der schönsten Landschaften dieser Erde, die ich jemals gesehen habe. Unberührtes, wildes, ungezähmtes Land. Einsame Inseln. Gletscher am Horizont. Türkisblaues Wasser. Enorm dicke Seelöwen auf einem Felsen, sonnendösend. Ein paar Delphine hopsen in der Ferne. Adler auf Brautschau. Ich singe in den Wind. Stundenlang. Zwei Globetrottels, die auf Ewigkeit starren.

Valdez. Ein Regenbogen und ein spielender Seehund im Hafen begrüßen uns: Schaut, dies ist die tollste Seereise Eures Lebens gewesen, stimmt´s? Das stimmt. And thanks for all the fish.

Die Leichtigkeit dieses Tages trägt uns in den Abend. Dass alle Camps in Valdez wegen des langen Wochenendes voll sind macht uns nicht bange. Wir rollen wieder hinaus in die Wildnis. Dank sich neigender Sonne in einem Farbspektakel, mit dem wir –mal wieder—nicht gerechnet hatten. Hinter Valdez liegt ein in Pass (2700 feet hoch), eine kahle Hochebene, die an Ladakh erinnert, ein tiefer Canyon, in den von allen Seiten der Berge Wasser hinabstürzt. Zauberland. Mal wieder. Kann man sich an Schönheit satt sehen? Ich glaube nicht. Ich glaube es einfach nicht.

Es ist eigentlich nichts Neues, alleine in die Einsamkeit zu fahren. Nun aber, da sich die Sonne neigt, gewinnt es an neuer Aufregung. Im Dunkeln alleine in endloser Wildnis, das lockt Kobolde.

In Kobold-Downtown finden wir unser Plätzchen für die Nacht auf einem aufgegebenen Campground im Nichts. Schwarzer Wald, knurrige Nadelbäume, an der verwaisten Feuerstelle wachsen exorbitante Pilze.
Es wird eine gute Nacht werden. Tief erschöpft nach so viel Erlebnis. Ein Herz befüllt mit Bildern von Schönheit. Im Geäst wird leise gekichert, es raschelt, ein Wicht versteckt sich unterm Pilzhut.
Gute Träume im Anflug.

2 Kommentare

  1. Grundmann, B.

    Unglaubliche Bilder von den Nordlichtern! Faszinierend und auch ein wenig beängstigend (für mich)! Die Überfahrt hätte schöner nicht sein können! Alles sehr beeindruckend. Genießt es in vollen Zügen 💓

    • Chérie

      Meine Mamels,
      sind sie nicht beeindruckend!? Die Nordlichter. Direkt von ganz oben geschickt.
      Wir halten weiterhin die Augen auf: Wundersuchend.
      In Liebe,
      Deine Nani

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