Unterwegs im Magicbus

Nützt ja nix…

Whitehorse, Yukon, 6 Wochen später:
Der Anflug auf den Yukon ist spektakulär. Wäre die Welt wie vorher, würde ich wohl schreiben, dass ich so etwas Schönes in meinem Leben noch nicht gesehen habe: über das ewige Eis, das viel zu brüchig ist; über eine Weite, die jede innere Enge sprengen kann; über endlose Wildnis, in der kein Menschleben mehr zählt. Die Welt aber ist nicht mehr wie vorher.

Anfang Juli hatten wir eine „kreative Pause“ angekündigt. Es wurde ein Haltknopf, der gefühlt kein Ende mehr hat.
Mein dePabels ist nicht mehr auf dieser Welt. Gelebt wie gestorben hat er mit einem großen Knall die Form gewechselt – für uns alle noch immer unfassbar. Dort, wo immer innerer Anker war, ist nun eine große Leere, von der ich keine Ahnung habe, wie man sie irgend wieder füllen wollte. „Treibt so wie a Segel im Wind“, schlingert mein Lebenskahn seither über einen stürmischen Ozean, tosende Wellen schlagen über mir zusammen, ohne dass ich wüsste, wie man in denen ein Schiff manövrieren soll. Mein dePabels ist nicht mehr auf dieser Welt. Das alles kann eigentlich gar nicht sein. Wer steuert denn das Boot, wenn John Maynard nicht mehr da ist?

„Nützt ja nix.“ „Leben wird vorwärts gelebt.“
Also sitzen wir am 13.8. wieder im Flieger. Zurück in den Yukon, zurück nach Whitehorse 2.0 in eine neue Welt, in unser momentanes Zuhause: den Magicbus. Im Herzen heimatlos.

Es fühlt sich sinnlos an, diesen Blog weiterzuschreiben, wenn der aufmerksamste Leser ihn nicht mehr liest. Es fühlt sich unmöglich an, diese Texte wieder aufzunehmen. Auch wenn ich ahne, dass es wichtig ist. Also tippe ich. Irgendwas. Buchstaben auf der Tastatur mit zittrigem Finger.
Es ist in Ordnung, wenn dabei erstmal wenig Sinnvolles entsteht. Momentan geht es nur darum, erstmal wieder anzufangen. Neu. In einer Welt, die nie wieder so sein wird, wie sie einmal war.
Und im Ohr höre ich meinen Papa, der jetzt kommentiert: „Ja bidde. Geht doch.“
Nicht gut, das ist momentan auch nicht der Maßstab. Zur Zeit geht es erst einmal darum irgendwie weiterzuleben. Ein Leben, das aktuell das unsere ist: in einem ollen Magicbus, am Rande des Yukons und vielleicht gen Alaska. Das Versprechen hat er mir noch abgenommen.
„Mach all die Dinge, die andere für unmöglich halten.“
Ich gebe mein Bestes, dePabels.

4 Kommentare

  1. Dagmar

    Drückerle aus der Ferne
    Sortieren braucht Zeit
    Eine Reise hilft dabei
    Zeit zu finden und zu genießen
    Abschied und Zukunft zu Vereinen
    Ganz liebe 💘 Grüße

    • Joana

      Liebe Dagmar!
      Die Herzengrüße schicken wir von Herzen einmal quer über den Kontinent, über den Atlantik bis ins wunderbare Remagen zurück. Zeit finden, Abschied und Zukunft zu vereinen — das klingt wunderbar. Es wird gelingen.
      Fest gedrückt,
      Deine Joana

  2. Björn

    Meine Gedanken sind bei Euch. Nehmt Euch die Zeit die Ihr braucht und freut Euch gemeinsam zu reisen und nun einen Schutzengel mit im MagicBus zu haben. Schön das Ihr weiter macht.

    • Joana

      Lieber Björn!
      Mit dem weltbesten Schutzengel auf der Schulter wird es gelingen. Die menschenleere Weite wird irgendwas Verkapseltes im Herzen schon aufbrechen.
      Zuversichtlich,
      Deine Joana

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