Viel zu oft habe ich hier schon geschrieben von endloser Weite, endloser Wildnis – ich würde es mir selbst kaum noch glauben, wenn ich heute erneut schriebe: Es ist noch wilder geworden, noch weiter, noch ursprünglicher. Ich würde es selbst nicht glauben, wenn ich nicht mit dabei gewesen wäre.

Mein Kopf kann sie nicht mehr greifen: die Schönheit unserer Erde an einem Stück. Wenn der Mensch nicht darin herum fuhrwerkt. Ein Waldbison steht im Gebüsch, ein entspannter Schwarzbär marschiert über eine einsame Straße, ein anderer grast Blümchen hinter dem Hügel. Eine Bergziege – die eleganteste ihrer Art—lässt sich in ihrer Schönheit ebenso wenig von uns stören. Schöner, wenn der Mensch nicht überall mit herum fuhrwerkt. Auch nicht die Globetrottels.
Das lässt sich konkret so festhalten.

Am Muncho Lake –mitten in den einsamen nördlichen Rockies– vor schweigenden Bergriesen und kristallklaren Wasser unter einem wechselhaften Himmel wird mir mein unglaubliches Privileg erneut bewusst: Some people wait a lifetime for a moment like this.
Mein Warten darf ein Ende haben. Ich bin hier.

In dieser Wildnis wird deutlich, wie eng und klein meine eigene Welt eigentlich ist. Wie wenig wild an mir noch ist. Gestutzt – angepasst – eingepasst in aufoktroyierte Konventionen, die möglicherweise nie meine eigenen waren.
Weniger Angst würde mir gut stehen. Und mehr Vertrauen und Abenteuerlust. Und manchmal auch ein bisschen mehr ausbrechen aus alten Mustern.
Diese Welt ist so groß, woher soll ich schon wissen, wie´s richtig geht!? Vielleicht passen alte Hüte nicht mehr – so wie meine Hosen. Aus der nächsten bin ich heute übrigens rausgeplatzt. Ein gutes Zeichen. Und jetzt den Spiegel wegwerfen.

Sich unwichtiger nehmen und dadurch mehr wagen dürfen– vielleicht ist das ja ein Stück Freiheit!?
Ich tanz mal eine Runde am Ufer des Sees drüber nach. Auf einer EinFrauParty mit illustren Gästen: Alles Ausgebrochene aus alten Mustern.
Es steht uns gut so.