Unterwegs im Magicbus

Wochenende im Nationalpark

Samstagmorgen im Nationalpark. Der das ganze Tal umfassende Stromausfall vom Vorabend, der Starkregen war wohl auch für hiesige Verhältnisse heftig, ist vorbei, bloß das Internet streikt noch, statt dem üblichen »So-gut-wie-kein-Internet« gibts heute »Gar-kein-Internet« – Chouchou nimmt sich fest vor, nie wieder über das deutsche Handynetz zu jammern…

Schon frühmorgens beginnt um uns herum der Abreisebetrieb, wochenends sind die Plätze teils seit Wochen vorgebucht, für Spontanbucher wie uns bleibt da nicht mehr viel, und so müssen auch wir unser unser Plätzchen mit Seeblick räumen. Aber wir haben Glück, gestern konnten wir noch auf spontan freigewordene Plätzchen buchen, heute auf G10, morgen G11, nur hundert Meter weiter.

G10 bietet zwar keinen Seeblick, dafür aber illustre Nachbarschaft: Neben uns kampiert eine wuselige Gruppe Inder, vor 10 Jahren aus Punjab nach Calgary immigriert – nein, schwer sei das Einleben hier in Kanada nicht gewesen, halb Punjab lebt eh hier.

Ed aus Edmonton, unser zweiter Nachbar und äußerlich eher so der Hemingway-Typus, scheint nicht so richtig zu wissen was er davon halten soll, daß neben Incredible India jetzt auch noch ein deutscher Magicbus quasi in seinem Vorgarten kampiert, begrüßt uns dann aber gewohnt kanadisch-freundlich. Jedes Jahr kommt er ein paar Tage hierher, auch wenn es seit Covid schwer geworden sei, hier für mehrere Tage zu reservieren – von dem uns bestens bekannten Problem mit dem unsäglich schlechten Online-Reservierungssysstem ganz abgesehen. Für den Rest des Tages verabschieden sich Charley und er dann erstmal nach Lethbridge, sein Sohn lebe dort, ob der sich über seinen Besuch freue bleibe noch abzuwarten. Charley ist übrigens Ed’s Hund.

Unser Plan, den ganzen Tag bei Regenwetter im Bulli zu chillen scheint nicht aufzugehen. Vom groß angekündigten Gewitter keine Spur. Also Spaziergang nach Waterton-City, 100 Einwohner hat’s hier, wir Touristen sind in der grandiosen Überzahl. Die Hauptstraße eine wilde Touri-Meile, für uns gibts hier lecker Eis, die kleinste Portion zu knapp 500 Gramm.

Und Literatur: Lone Pines‘ Rocky Mountain Natur Guide, vielleicht erklärt der uns ja, wie die (meist) süßen Tierchen hier alle heißen. Bei den ganz und gar unscheuen Rehartigen im Parkverbot gleich nebenan tippen wir auf Mule Deer, der Sikh auf Kurzbesuch aus Toronto tippt eher auf Goat – Ziege? Ernsthaft?

Das Terrain um den Magicbus ist bei unserer Rückkehr fest in der Hand der Columbia-Ziesel, der Lone-Pine-Guide nennt sie »Columbian Ground Squirrel«.

Unser Plan, sie mit Möhrchen in den Bus zu locken, scheitert fürs erste, aber wir werden dranbleiben. Zumindest, falls wir nicht vom Platz gejagt werden – Wildtiere-Füttern ist hier wirklich äußerst unerwünscht und wir erweisen und als völlig untalentiert darin, unsere Missetaten zu verheimlichen.

Aber sie sind doch sooo süß, wenn sie Möhrchen futtern!

6 Kommentare

  1. Hans-Jürgen Grundmann

    Das klingt ja alles nach „wildes Kanada“. Noch nicht so richtig in der Zivilisation angekommen. Internetwüste aber charmant. Das Land hat schon was! Vor zwanzig Jahren hätte man sich darüber keinen Kopf gemacht. Internet hin oder her. Einfach nur genießen! Und dann die entspannten Mule Deers! Herrlich! Schönen Sonntag! DeP.

    • Die Globetrottels

      Liebster Pabels!
      Vielleicht sollte man es öfter wie die Mule Deers hier machen: das leckerste futtern, das abzugreifen ist, angstfrei durch die Welt spazieren und vollkommen drauf pfeifen, ob Internet or not. Es gibt so viele andere, bessere Verbindungen im Leben…
      meinen auch,
      Deine immer verbundenen
      Globetrottels

  2. Klaus

    Moin ihr beiden, ich sitze entspannt im Sessel bei Oolongtee und genieße eure Bison Story. Freue mich für euch über dieses Erlebnis!!! Schönen Sonntag …

    • Die Globetrottels

      Lieber Klaus!
      Wie schön, dass Du noch Geduld und Muße hast, weiterhin mit uns mitzureisen.
      Sei fest gedrückt aus einem wahrlich beeindruckenden Berggewitter,
      Deine umdonnerten Globetrottels

  3. das Phantom

    wir haben endlich auch wieder schnelles WLAN – denn wir sind vor ca. 1 Std. zu Hause angekommen.
    Lt. digitalem Fahrtenbuch haben wir 4043km zurückgelegt – es war eine sooooo geile Frankreichrundreise – zusammen mit der weltgeilsten Urlaubs-/ Lebenspartnerin!!!!

    • Das Schnuffpuff

      Liebstes Phantom!
      Das sind drei wundervolle Dinge auf einmal: eine gigantische Rundreise in einem der schönsten Länder der Erde, flottes und endloses WLAN und —am allerwichtigsten und -richtigsten!— die weltgeilste Urlaubs- & Lebenspartnerin 🥰.
      Guili for president! Ich lieb sie auch so sehr!
      Euer Schnuffpuff

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

© 2024 Die Globetrottels

Theme von Anders NorénHoch ↑