Ein Sommertag, der schnell verweht.
Auf Englisch könnte es sich fast reimen: One day past – that was fast.

Nach einer durchjuckenden Nacht hilft nach dem Kaffee nur, sich zügig ins Wasser zu flüchten: Stiche abkühlen, müde Köpfe wecken. Selbst Chouchou tapst fluchend in die Fluten und kann seine Fassade nur schwerlich aufrecht erhalten: als würde er sich mitten in seinem persönlichen Fluch der Karibik befinden. Worst case Wasser.

Die Hornhechte sind wieder da – laut Chouchou perfekt portionierte Fischstäbchen und auch die Manatis schwimmen am Morgen wieder durchs Hafenbecken. Es ist schön zu erleben, dass wir dieses Meer heute morgen miteinander teilen dürfen: Seekuh neben Globetrottels.

Die Checkout-Zeit nutzen wir gnadenlos bis zum letzten Moment aus. Erst kurz nach Mittag fliegen wir wieder zurück: über 110 Kilometer Straße über dem Meer. Kristallblaues Wasser rechts und links, Sommersonnenschein und leichte Brise. Erneut vorbei an den Flamingo-, Delphin, und Seekuhbriefkästen, die auf Flaschenpost von weit her warten, Pelikan mit Fisch im Schnabel, Turtlehospital, ein paar Pfauen am Wegesrand. Und Drachen.

Erst trauen wir unseren Augen kaum: genüsslich kauende Urviecherchen im Gras, so schnell vorbei geflogen, dass wir sie nicht knipsen können. Zwei, drei, vier, fünf bis zum John Pennekamp Coral Reef Park. Auch hier ist noch ein Plätzchen in der Nacht für uns frei. Teil 2 der Saga: „Am Strand Floridas findet ihr nie und nimmer etwas.“

Die Lady am Checkin ist schlecht gelaunt, die Belgier vor uns hingegen volleuphorisch. Erst gerade beginnt ihre große Amerikarundtour, der große Zauber eines jeden Anfangs, ansteckend sie zu erleben.
Vom John Pennekamp Park aus kann man das einzige lebende Korallenriff der Festland-USA besichtigen. Wenn man früher da ist. Und tauchfreudig. Wir sind spät und wasserscheu, die abgesenkte Jesusstatue kann heute also nicht nach schnorchelnden Globetrottels greifen, wir bleiben den Rest des Nachmittags an Land.

Ein Gang durch die Mangroven – Weg mal wieder weg, ein Besuch der algigen Strände, an denen Ibisse mit starrem Blauaugenblick versuchen einem menschliche Leckrigkeiten aus der Hand zu starren. Leider sind nicht allzu viele vertreten.

Und dann taucht endlich ein naher Drachen auf. Unser Derreck.

Derreck juckelt bequem und grasgrün hinter den Ohren am Ufer entlang, erst als ich zur Begrüßung aufstehe wird er flott. Ein Sprung in das Mangrovengestrüpp, perfekte Beingrätsche auf dem Ast, bevor er in Richtung offene See davon klettert. Ein echtes Fabelwesen, das bestimmt auch Feuer spucken kann, wenn keiner hinschaut. Unser Derreck, erster grüner Leguan der Globetrottels.

Die Flordianer finden die eingeschleppten Drachen nicht ganz so toll wie wir. Weil sie wie wild buddeln, an den Pools koten (und manchmal auch Salmonellen als Geschenk da lassen) und mittlerweile sogar einheimische Schmetterlinge bedrohen. Nicht durch Feuer spucken, sondern durch banales wegfuttern: im Bahia Honda State Park haben sie eine gefährdete Schmetti-Art schon leer gefressen.
Daher sind die Drachen mittlerweile zum Abschuss frei gegeben. Wenn Derreck nicht so schnell gewesen wäre, hätten wir ihn also in den Magicbus retten müssen.
Er hätte es sich neben Karl, dem Kaktus, Panzerklaus, dem Gürteltier, der grauen Mississippipupskatze, TF 23, Sir Hilly und Rudi (seinem Kompagnion) gemütlich machen können, aber Derreck wollte ja nicht. Schade. Für ihn und uns.

Am Abend unterliegen wir einem kläglichen Versuch, unser Mückennetz elegant aufzuspannen.
Vor dem Magicbus hängt er nun: ein hässlicher, grüner Sack, unter dem wir uns verzweifelt zusammen kruschen, um irgendwie den wilden Moskitos und unsichtbaren Nooseeums ein Schnippchen zu schlagen. Und Thermacell an.

Mit viel Phantasie könnte man sagen: es sieht ein wenig nach Himmelbett aus. Mit sehr viel Phantasie.
Ein Himmelbett über dem die vogelgroßen Mücken uns ein GuteNachtLied summen.
Ach, wenn Derreck jetzt doch hier wäre! Er könnte sich einfach an den gedeckten Tisch setzen. Und nach dem Essen würden wir ihm eine Zigarre anbieten: grüner Drache mit Havanna im Mundwinkel. Der Drache von Flow-Rider…
Nur das Feuer, das müsste er sich selber geben…