Über dem Kratersee stürmt es bereits am Morgen heftig. Das Wetter ist für den gesamten Norden in den nächsten Tagen grottig angesagt, ein guter Grund, es entspannt und winddicht angehen zu lassen.

Als erstes nach dem allerersten – den Kaffees!—wird der Bulli sturmfest umgeparkt: Popo in den Wind, damit die Böen im sauberen Winkel übers Dachzelt abwehen. Die Bergerplane prügelt uns hart für diesen Plan, sie scheint ganz und gar nicht einverstanden und verteilt wilde, wütende Ohrfeigen beim Abnehmen. Damit –Freundchen– ist deine Chance für heute verspielt: ab in den Bulli mit dir! Zur Strafe darfst du nun nicht mehr wüst vor dich hinflattern und eine knallende Geräuschkulisse veranstalten.

Rote Ohren vor Mittag, Zauseln im Haar und ziemlich außer Atem: immerhin hat Chouchou nach dieser Aktion nun auch mal berauschenden Seeblick. Eine gute Aussicht, bei der die nächste Zecke gezogen werden will. Diesmal aus Chouchous Schädel…

Als nächstes sind die Müffelklamotten dran. Mit zwei Tüten voller Kleidung marschieren wir zur Campingwaschmaschine und kommen zum richtigen Zeitpunkt.

Eine Stunde später sind die Handtücher und Socken trocknerflauschig, die empfindlichen Teilchen dürfen wüst am Baum flattern. Nach 20 Minuten ist –dank der reißenden Böen—alles wie glattgebügelt, keine Falte mehr im Stöffchen. Vielleicht sollte ich mein Gesicht ganz genauso in den Sturm halten? Eine gute Anti-Aging-Maßnahme, aber leider ist es dafür eindeutig zu zugig, meint Uschi inne Leoleggins und dem Flamingopulli.

Der erste Regen kommt pünktlich um eins. Ein guter Zeitpunkt, um den Rest des Camps nun regenfest zu machen. Ein guter Zeitpunkt für Recherche bei laufender Heizung – auch, um die restlichen Klamotten zu trocknen, die –nach Trocknungsschnellabbruch durch erste Tropfen—nun wild durcheinander im Magicbus herumhängen. Zum Trost gibt es Zimtschnecken.

Bis drei wälzen wir Wanderbücher, Reiseführer und Internet, um eine Idee der nächsten globetrottelsgeeigneten Anlaufpunkte zu bekommen und werden äußerst vorfreudig fündig. Verraten werden darf so viel: es wird toll werden. Egal, ob´s stürmt oder schneit. Weil es unter anderem um eine sehr romantische Tiergeschichte geht. Aber dazu in den folgenden Tagen mehr…

Um vier kommt der kleine Hunger. Da draußen noch immer Ronjas Räuberregen runter geht, weichen wir auf die Campküche aus – welch glücklicher Umstand, dass es diese gibt!

Gemüsebällchen, die touristenfallig als „vegane Köttbullar“ verkauft wurden, in einer richtigen Pfanne zu brutzeln, ohne Sorge zu haben, dass im nächsten, stürmischen Moment der Kocher vom Tisch gefegt wird, macht durchaus Freude. Und schmeckt.

Um fünf ist satte Zeit für Meditation, ab halb sechs dann Glamour anhand von goldenem Glitzernagellack. Schade, jetzt kann ich den Trangiakocher nicht mehr ausscheuen wie geplant. Äußerst traurig teile ich diese Erkenntnis Chouchou mit und darf freudig verkünden: „message delivered“. Tja, hätte sich ja auch die Nägel lackieren können…

Um halb sieben lernen wir, dass die Vorhersage mit „Sturm im Vamhus“ nicht den Wetterzustand bis sechs meinte. Über den See sehen wir die Sturmfront herankriechen, bevor sie mit Wucht aufs Camp trifft. Unser Tisch lernt fliegen, die Jungs von nebenan haben sich ins zitternde Zelt verzogen und tun uns von Herzen leid. Aus einem warmen Magicbus heraus lässt sich gönnerisch kommentieren: Das sind die Abenteuer, von denen ihr später euren Enkeln erzählen werdet!, während man selbst die Heizung höher dreht. Aber ein klitzekleines bisschen wahr ist es trotzdem.

Nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei, die Schweden schicken ihre Kinder wieder auf den Spielplatz.
Ein Sortiermittwoch in Vamhus – eine stürmisch-schöne Angelegenheit.