Unterwegs im Magicbus

Hören denn sehen lassen in Porteau Cove

Unsere Texte momentan sind überschaubar, weil unsere Erlebnisse zur Zeit überschaubar sind.
Die Globetrottels in Warteposition – das ist gewöhnungsbedürftig und wenig wir-konform. Sehr wahrscheinlich aber tut es uns auch mal ganz gut: wenig erleben, um Erlebtes überhaupt erstmal sacken zu lassen.

Mit gemischten Gefühlen verlassen wir daher Vancouver Island.

Einerseits erwartungsfreudig, weil es weiter geht, andererseits mit einem Hauch von Weh, da diese Insel zu Recht einen Sehnsuchtsort abgeben kann, so wunderschön wie sie ist.

Die Seelöwen bellen uns auf Wiedersehen. Wir sind sicher: das werden wir.
Wenn die Bande denn dann Zeit für uns hat und nicht erneut mit einem Einbruch beschäftigt ist – wie im März diesen Jahres. Da hat ein Teil der leu´schen Meermafia nämlich eine Lachsfarm nahe der Insel besetzt und sich vehement geweigert diese wieder zu verlassen. Also hat man die Löwen sich satt fressen lassen – an einem Kontingent, das eine halbe Millionen Lachse zählte.
Möglicherweise haben wir sie daher tagelang nicht gesehen, sondern nur gehört: ein sattes Seelöwenrülpsen mit einem Bauch voll Lachs, so kann man ja auch niemanden unter die Augen treten.

Die Überfahrt zurück nach Horseshoe Bay (btw: was ist eigentlich ein Pferdeschuh? Der Huf oder das Hufeisen?)bleibt ein Traum: Blau in Blau bei Kaiserwetter.

Die Orcas sind natürlich weiterhin nicht vor Ort. Möglicherweise haben sie die Lachsfarm nach den Löwen besetzt und zeigen sich aus gleichem Grunde nicht: vollgefressener Bauch mit saftigem Lachsrülpser unter Wasser. In so einem Zustand besser nur hören, denn sehen lassen.
Obendrein habe ich vergessen, mein schwarzweißes Schlauchkleid anzuziehen. Es ist also niemand an Bord der „Queen of Cowichan“ mit dem sich die vollgefutterten Orcis identifizieren können. Selbst Schuld – also, ich. Die Orcas können gar nichts dafür, die liegen ja schließlich im Fresskoma.
Wir werden also irgendwann zurückkehren müssen auf diese Insel. Wenn alle Lachse weggesnackt sind und wir beide Schlauchkleid tragen.

Auf dem „Sea to sky“-Highway ist der Weg für den Magicbus und uns heute nicht weit. Der Bulli dankt es mit freudigem Flöten: Die Porteau Cove liegt 30 Kilometer vom Fährhafen entfernt.

Direkt am Wasser mit Blick über den Fjord hat es ein Plätzchen für uns (fürs Phantom: Nr 29). Das angetriebene Treibholz hat Tiergesichter: mit uns sind ein Holzrobbe, ein umgedrehter Fisch und ein meditierender Adler an Bord, wir teilen uns den Ausblick also zu fünft.

Nach dem Zweiplattenmenü beginnt ein zarter Nieselregen, der sich –laut Wetterapp– möglicherweise später noch in einen Starkregen verwandeln wird. Dank Stromanschluss können wir im Bulli zumindest hemmungslos heizen und mummeln uns flott gemütlich ein.

Porteau Cove: zwischen Fjord und Sea to Sky-Highway, vor den Toren der großen Stadt. Das Auge sieht nach hinten endlose Natur, das Ohr hört nach vorne hinaus den anrollenden Puls der Großstadt. In so einem Zustand besser nur sehen, denn hören lassen. Unter Wasser ist das anders herum…

4 Kommentare

  1. Grundmann, B.

    Wunderschöne Bilder! Erinnert mich ein wenig an die Fjorde von Norwegen( ebenfalls ohne Sichtung von Orcas) 😘

    • Nani

      Liebste deMamels!
      Wie geben die Hoffnung nicht auf. Die Orcis werden kommen. Und bis dahin genießen wir die restliche Aussicht.
      😘
      In Liebe,
      Deine Nani

  2. Dagmar

    Herrlich, die Geschichte mit den Seelöwen.
    Schlau, schlau, so ein Buffet ist ja auch nicht zu verachten.
    Habe es nochmal gegoogelt, dachte du erzählst evt. Seemannsgarn😉
    Ganz liebe Grüße von meinem Frühstückstisch, Honig statt Lachs😇

    • Joana

      Liebe Dagmar!
      Die Geschichte ist so toll, dass sie natürlich am ehesten Seemannsgarn ist 🤩.
      Lachs für die Seelöwen, Honig für die Löwinnen!
      Sei fest gedrückt,
      von Deiner Joana

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