Unterwegs im Magicbus

Autor: Die Globetrottels (Seite 2 von 2)

Statt 5. Covid-Impfung

Den Globetrottels ihren letzten Immun-Booster vor der Reise…

Vier haben Führerscheine

Die Globetrottels lieben ihr Strassenverkehrsamt: Vier (!) internationale Führerscheine und ein Fahrzeugschein „Internationales Abkommen von 1926“…

80 km/h

8h, Pont-a-Mousson, minus 6 Grad.
Über der Mosel liegt eiskalter, wallender Nebel, dicht. Darüber und darunter geht langsam eine Welt auf. In pastell und wider aller Befürchtungen.
Wir haben diese Väterchen Frost-Nacht also überlebt – bei fast konstanten 20 Grad im Bulli. Die Standheizung macht ihren Job: welch Segen doch unabenteuerliche Wohlfühltemperaturen sein können.

Leider sind die Holländer von nebenan schon abgereist. Die harten Mädels und Kerls aus dem Nachbarland haben tatsächlich im ausgefahrenen Dachzelt ihres VW-Bullis übernachtet. (Wir Feiglinge sind heute Nacht natürlich unten geblieben: Wohlfühltemperatursafe.)
So gerne hätte ich gewusst, wie es heute morgen um holländische, äußere Extremitäten steht. Möglicherweise auf schwarzen Zehen abgerauscht!? Oder Wim-Hof-erfahren. Es wird ein ungelöstes Rätsel bleiben. Und ein unausgesprochener Appell zum “gaa mal zelf geprobeeren”.

“Gaa mal zelf geprobeeren”: Kaffee kochen auf dem Gaskocher neben dem Bulli ist Chouchous Part. (“Zelf” erweitert sich in manchen Momenten ja auch auf den Partner. Ehesymbiose und so sei Dank.)
3 Kaffee machen startklar.Bestens ausgeschlafen und guter Dinge sind wir flott wieder unterwegs weiter gen Süden. Der Sonne hinterher. Und die ganze Zeit mit ihr.

Die Fahrt verläuft dailyerfahren mit 80km/h. Wenn LKWs überholen sind wir auch mit dem Bulli auf perfekter Reisetemperatur. Das ist gut so. Entschleunigung. Entspannung – auch, weil keine neuen Geräusche aus der Motorhaube zu hören sind.
Jetzt ist die Zeit, diesem Auto vertrauen zu lernen. Wir machen diesbezüglich -alle drei- einen sehr guten Job an diesem Mittag.

Massenweise braune “Das musst Du unbedingt erleben”- Schilder rauschen an uns vorüber. Jedes zweite hat mit Wein zu tun: Route de Grands Crus, Chardonnay, Beaune – cité du vins…
Nur einmal fliegt ein Bresthuhn vorüber. Weinbegleitend. Salut Autoroute du soleil. Du bist sonnig, berauscht und schmeckst gut.

Erinnerungen an unseren Jakobsweg kommen hoch – und dann erhebt sich auch schon das Zentralmassiv zu unserer Rechten. Genauso hoch.
Ach, was sage ich!? Noch höher!
Damals 1000 Höhenmeter mit dem Rad pro Tag. Bullifahren ist wahrlich gemütlicher. Heute, kurz bevor die Sonne auch schon wieder sinkt.

Aus unserem geplanten großen Einkauf wird nach der Abfahrt kurz hinter Lyon nichts: LeClerc setzt mittlerweile auf Internetshopping and go. Wir stehen vor stillen, schweigenden Rolltoren – zweimal.
Immerhin gibt es in einem Tante Emma Laden in einem der gräulich hustenden Vororte Lyons noch ein paar 1664. Und Minitomaten für ganz undigitale 5 Euro.

Heute Nacht bleiben wir an einem für uns ganz nostalgischem Platz. Vor den Friedhofstoren Reventin Vaugris gibt es eine kostenlose, öffentliche Toilette. Wie auch schon vor 8 Jahren – als wir mit dem Daily unsere erste Probetour vor der großen Reise fuhren. Wir sehen auf den ersten Blick: Seitdem hat sich hier viel verändert.

Heute Nacht also stehen wir hier nicht mehr alleine neben einem ewigschweigenden Ortsfriedhof und einer unbenutzten Hocktoilette.
Heute Nacht stehen wir neben zahlreichen anderen Wohnmobilen und einer Toilette, die leider nicht angemessen bedient wurde von Gästen, die hier noch immer kostenlos empfangen werden.

Aber genauso wie vor 8 Jahren sind wir auch heute wieder auf einer ersten Probetour vor einer sehr, sehr großen Reise.
Und natürlich ist diese -und all dies- ein Anderes wie damals. Das ist gut so.
Weil Dinge sich auch verändern dürfen. Und immer in Bewegung sind.
Mit 80km/h zum Beispiel.

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